tag:blogger.com,1999:blog-41292849112475221452024-03-13T01:37:44.023+01:00Roktett-Blogroktetthttp://www.blogger.com/profile/08664752233243925037noreply@blogger.comBlogger60125tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-28957804241777600272010-10-13T06:07:00.001+02:002010-10-13T06:35:56.389+02:00Sturmwarnung"Keine Sorge, wir hören auf zu reden, wenn sie anfangen zu spielen!", sagte mein schmächtiger Nachbar sonnig, während er mit seinem Ellbogen vor meinem Gesicht herumfuhrwerkte und sich lautstark über meinen Kopf hinweg mit dem Nachbarn auf der anderen Seite unterhielt. Tatsächlich hielt er dann auch brav den Mund - zog aber seine Schuhe aus, hampelte auf seinem Sitz herum und kratzte sich fortwährend, als sei er ein flohgeplagter Zweimetermann in der Transatlantik-Touristenklasse.<br />
Das nun nicht etwa auf dem Great Lawn, sondern in der noblen Avery Fisher Hall, wo die NY Philharmonics unter Alan Gilbert Mahler im Sonderangebot spielten. <br />
Glücklicherweise ist die Sechste (die mit dem Hammer) nicht direkt eine Kammersymphonie. <br />
Der Titel "Tragische" ist Mahler anscheinend herausgerutscht, bevor er sich daran erinnerte, daß er keine Programmmusik mehr schrieb, ist aber angemessen. Laut Alma Mahler schrieb er sie gewissermaßen als Begleitmusik für die Schicksalsschläge (siehe Hammer), die ihn im folgenden Jahr treffen sollten. Des Weiteren interpretiert Frau Mahler das einzige etwas hoffnungsvollere Thema des Werks - das Seitenthema des Kopfsatzes - kurzerhand als Hommage an sie selbst. Nun ja. De mortuis…<br />
Ansonsten gibt es kompromißlose Mahlereien, von brutalen Märschen über grell satirische Einwürfe zu pervertierten Chorälen, einen überraschend schlicht-lyrischen langsamen Satz und eines der unkomischsten Scherzi, das ich je gehört habe - Satztitel "Wuchtig". Selbst das altväterische Tänzchen im Trio marschierte mit den strengen Streichertritten des Kopfsatzes.<br />
'Tragisch' ist im Wesentlichen die Abkehr vom Wunderhorn-Kosmos der frühen Symphonien und die Verweigerung der finalen Apotheose: das Werk endet nach einem ausschweifenden - und leicht chaotischen - Finalsatz abrupt und düster. Man spielte durchweg grimmig, vielleicht stellenweise etwas zu grimmig.<br />
Wenn sie gut drauf sind, ist gegen die NYPhil nichts einzuwenden - und wer bei Mahlers Orchestrierung nicht gut drauf ist, dem ist auch sonst nicht zu helfen. Das reichte von den sehr prominenten wacker grummelnden Kontrabässen bis zu den durchweg schönen Bläsersoli - wann hört man sonst mal eines von der Baßtuba?<br />
Der NYPhil-Schlagzeuger für alle Fälle schlenderte im Hintergrund herum, ging zwischendurch scheinbar eine<br />
rauchen, oder vielleicht doch eher die (eher zu diskreten) Kuhglocken betätigen, stand dann aber mit hocherhobenem Riesenschlegel bereit und drosch auf seine Holzkiste ein, daß der Saal bebte.<br />
Schon den ganzen Tag hatte das Radio Sturmböen, Sintfluten und Verkehrchaos für den Abend angekündigt.<br />
Draußen dräuten ein rotwolkiger Himmel und das von der Wolkendecke geköpfte Empire State Building. Nachts regnete es wohl ein bißchen. Mahler schlägt Wetter. Hammermäßig.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-69531497363223608222010-10-08T05:34:00.001+02:002010-10-08T05:35:30.799+02:00Public Viewing<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/TF29PZuJubI/AAAAAAAAAcI/DpEXegwUzDI/s1600/inthepark.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="326" src="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/TF29PZuJubI/AAAAAAAAAcI/DpEXegwUzDI/s640/inthepark.jpg" width="640" title="Die Bühne war in der anderen Richtung. Und ziemlich weit weg."/></a></div>Beim großen open-air-Spektakel der New York Philharmonics herrscht Picknickpflicht - ich griff also eine Flasche pappsüßen Importrieslings (trau nie deinem Weinhändler) und eine Tüte Cracker und traf mich mit zwei Freunden auf der Wiese im Central Park, zusammen mit einem Gutteil der Stadtbevölkerung.<br />
<br />
Alte open-air-Weisheit: Selbst wenn man das Konzert in der Sahara gäbe - wenn es regnen kann, wird es regnen. Erstaunlicherweise war trotz der Sintflut am Vormittag der Great Lawn noch kein Great Puddle, da müssen sie wohl zwischenzeitlich das Gras gefönt haben - und es blieb mehrheitlich trocken, nur das Feuerwerk fiel aus: aber wozu braucht man ein Feuerwerk, wenn man das Konzert in der südlichen Einflugschneise von La Guardia gibt?<br />
<br />
Es ging los mit ausführlichen Grußworten der Philharmoniker, der Stadt Shanghai und der Stadt NY. An diesem Abend gab es zwei Orchester zum Preis von einem, aufgrund der unsicheren Wetterlage wurde den Gästen der Vortritt gelassen.<br />
<br />
Das Shanghai Phiharmonic im direkten Vergleich mit den New Yorkern: stramme Tempi, weniger rund im Klang - soweit man das über die Lautsprecher mitkriegen konnte. Das Programm war herrlich absurd:<br />
Die Tannhäuser-Ouvertüre gefolgt von 3 Opernnummern (<i>Largo al factotum</i>, ein generischer Gounod aus <i>Roméo et Juliette</i> und <i>La ci darem la mano</i>), eine Ode an die Expo und zum krönenden Abschluß der Herr Lang Lang mit der Rhapsody in Blue. Besagte Ode war ein grandioses postkommunistisches Pasticcio, zusammengeklaubt aus allem, was die europäische Hoch- und Spätromantik so zu bieten hat. Irgendwann fingen sie dann auch noch an zu singen.<br />
Man sollte die Zuschauer nicht per SMS über die Zugabe abstimmen lassen: statt Chopin gab es ein chinesisches Volkslied mit noch mehr pathetisch-pianistischem Rumgeklingel.<br />
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Es folgte eine üppig bemessene Umbaupause - braucht man echt 45 Minuten, um ein Standardsymphonieorchester gegen ein anderes auszutauschen?<br />
Zeit genug für alle Kinder, sich mit regenbogenfarbene LED-Ratschen und Lichtschwertern einzudecken, die man beim Tannhäuser hätte schwenken können, wenn er programmgemäß nach der Pause erklungen wäre.<br />
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<a href="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/TK6Qdmj5CoI/AAAAAAAAAcc/pFdkmf3R8GA/s1600/lennie1.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="222" title="OK, den im-Grab-Rotieren-Kommentar habe ich nur gebracht, um dieses Bild unterzubringen. Mea culpa." src="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/TK6Qdmj5CoI/AAAAAAAAAcc/pFdkmf3R8GA/s320/lennie1.JPG" width="320" /></a>Schließlich und endlich spielten NY Philharmonics ein klassisches Outdoor-Programm mit Schmackes und Ortsbezug: die Polonaise aus Eugen Onegin, die Symphonic Dances aus der West Side Story und zum Abschluß Ravels Boléro. Ehrlich gesagt find ich den nachts um 11 eher anstrengend und öde - und entweder ist er passagenweise übermäßig bitonal oder die Pikkoloflöte hatte sich verzählt. Der Tschaikowsky ist bei mir etwas negativ belegt - nicht, daß die New Yorker zwischendurch hätten abbrechen müssen… Der Bernstein machte mir da mehr Freude, und sie spielten ihn mit Gusto - man will ja schließlich nicht, daß der Herr Komponist sich 2 Kilometer weiter im Grabe umdreht (Achtung, Ortsbezug!!)<br />
<br />
Die Nachbarn hielten sich nicht im Geringsten an die Bitte der Veranstalter, Konversationen auf das Nötigste zu beschränken - mit beeindruckend tragfähigen Stimmen. Wenn nicht gerade forte gespielt wurde, bezwangen sie mühelos den Lausprecherturm direkt vor uns. Hier eine kleine Gegenüberstellung von Musik und Gesprächsthemen:<br />
Tannhäuser - Diäteis<br />
Gounod - Würstchen<br />
Gershwin - Hamburger<br />
Bernstein - Nerds und Harvard MBAs<br />
irgendwo dazwischen: Seafood<br />
Böse Blicke meinerseits halfen nicht das Geringste. Jammert hier noch jemand über Zürcher Abonnenten?avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-62868408287863331802010-05-16T04:07:00.010+02:002010-05-17T18:00:48.034+02:00Lustige Seefahrt<a href="http://www.ny400.org/uploaded_files/events/i_a8d2c5dc5649f78ebb4f5f6da2b010b4dutchman2.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="240" src="http://www.ny400.org/uploaded_files/events/i_a8d2c5dc5649f78ebb4f5f6da2b010b4dutchman2.jpg" width="320" /></a>Kleines Wörterbuch Wagnerscher Onomatopoietik:<br />
<i>Wallala weiala weia!:</i> "Das Springen vom Beckenrand ist verboten! Der Bademeister."<br />
<i>Johohohe! Johohohe! Johohe!</i>: "Mary, ich habe keine Zeit, mein Zimmer aufzuräumen, ich muß mich mit einem unheimlichen Fremden verloben und danach ins Wasser gehen!"<br />
<i>Hussahe! - Hallohe!:</i> "Sagen Sie, Smutje, haben Sie etwa in mein Bier gespuckt?" - "Aber nein, Herr Steuermann, das amerikanische Bier ist grundsätzlich eher wäßrig!"<br />
<i>Hohojo! Hallohoho Jollohohoho!:</i> "Mein Gott, der schwarz-rote Flitzer mit niederländischem Kennzeichen hält direkt auf uns zu! Ist das jetzt Lee vor Luv oder Backbordbug vor Steuerbordbug?"<br />
<i>Hojotoho! Heiaha! Heiahaha!:</i> "Könnten Sie bitte einen Augenblick mein Pferd halten? Ich muß mir dringend die Nase pudern."<br />
Bitte nichts verwechseln - es dürfte das Verständnis von Wagner-Opern beträchtlich erschweren. Die Roktett-Außenstelle New York darf sich da keine Blöße geben und war anläßlich des Fliegenden Holländers entsprechend vorbereitet.<br />
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Die Oper wurde konzeptgemäß ohne Pause durchgespielt, was vor Beginn zu einer wahren Völkerwanderung auf gewisse Örtlichkeiten führte. Zwischen den Akten gab es verzweifelte und geräuschvolle Fluchtversuche derjenigen, die das Programmheft nicht gelesen hatten - was das Met-Orchester wirklich nicht verdient hatte: auch am vorletzten Abend der Saison spielte man vorzüglich, vielleicht etwas dominant in Bässen, Blech und Schlagzeug, was mir bei einer so düster-baßlastigen Oper aber eigentlich ganz gut gefällt.<br />
Manche Tempi wirkten nicht ganz stimmig - etwa ein sehr behäbiger Holländer nach einer hübsch flotten Ouverture - und im Wettstreit von Matrosen- und Geisterchor (aka "One song to the tune of another") wurde auch jenseits der Partitur noch Verwirrung gestiftet.<br />
Die Inszenierung war <i>verhältnismäßig</i> rezent (Everding 1989) und in angenehmer Abwechslung zu den Puppenhausbühnen meiner bisherigen Besuche (Bohème, Lulu) im Breitwandformat. Leider köpfte das tief abgehängte Bühnenportal für alle Ränge ab Balcony aufwärts höher aufgestellte Sänger oder versperrte gleich ganz den Blick - wie genau das Regieteam also die fachgerechte Entsorgung eines nicht nur stimmgewaltigen Soprans im Finale bewerkstelligte, konnte ich leider nicht herausfinden. Kulissen und Ausstattung waren frühindustriell-realistisch und dezent klaustrophobisch - eigentlich ganz passend.<br />
Schön fand ich die Lichtregie, die mit ein paar einfachen Projektionstricks einen soliden Schiffsbug aus dem Nichts zauberte, oder - plakativ, aber wirksam - Daland und den Holländer im 2. Akt in warmen und kalten Farben kontrastierte. Die geisterhafte Holländercrew im 3. Akt - in den Neonfarben einer 90er-Disco - wirkte allerdings ziemlich albern.<br />
Deborah Voigts hochgelobte Senta fand ich zu Beginn enttäuschend: Mächtig und herb, hatte sie keine Probleme, sich gegen das Orchester zu behaupten, aber wo war das in den lyrischen Passagen der Ballade unerläßliche piano (...das ihr der Chor im Übrigen wie aus dem Lehrbuch vorexerzierte)? Des weiteren läßt ein Vibrato mit dem gefühlten Ambitus einer kleinen Terz Raum für Interpretation, aber sie schien mir zuweilen doch arg zu destonieren. Später fing sie sich, sang und spielte in den Ensembles mit schöner Dramatik und in passenden Momenten mit gewaltiger Durchschlagkraft.<br />
Juha Uusitalo, der Holländer, hat einen unterweltlich karg-schwarzen Baßbariton, der ihn vorzüglich vom Rest des Ensembles absetzt. Leider ist seine Stimme nicht sonderlich groß, insbesondere in den Höhen wurde er vom Orchester regelrecht plattgewalzt. In seiner Auftrittsarie ist das sehr schade, bei seiner Demaskierung am Ende - noch schader. Ein Problem, das Hans-Peter König nicht hatte: er präsentierte einen großen, runden und sympathisch bourgeoisen Daland. Darstellerisch neigte er zum Dirigieren - vielleicht wollte er die schlechte Presse für Kazushi Ono ausgleichen.<br />
Philip Webb versuchte sich an einem lyrischen Erik, neigte aber zum Quaken im hohen Register. Etliche Legatopassagen scheiterten auch an seinen Sprachschwierigkeiten, da stotterte und bellte es doch gewaltig. Laut seiner Vita scheint er im italienischen Fach besser zu Hause zu sein.<br />
Nett, aber manchmal etwas wackelig: der Nachwuchssteuermann (Russell Thomas), von Mary (Wendy White) habe ich leider fast nichts gehört - für die billigen Plätze der Met ist neben dem Opernglas wohl auch ein Hörrohr unerläßlich.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-49070122938599245132010-05-10T03:52:00.005+02:002010-05-10T04:06:39.261+02:00Kreatives Versingen und Verhören...Chorsänger kennen das Phänomen: Was man glaubt, zu singen, ist selten das, was hinten ankommt. Oder man verspricht sich einfach. Das geht bei Bach los "die Menge der himmlischen <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="'Heerscharen', Weihnachtsoratorium">Haarscheren</span>", über populäre Weihnachtslieder <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="'...die Dornen Rosen getragen', Maria durch ein Dornwald ging">"da haben die Rosen Dornen getragen"</span> bis zum Brahms-Requiem, <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="...getröstet...">"denn sie sollen geröstet werden"</span>. Bis bald im Fegefeuer!<br />
A propos Weihnachtsoratorium: Vielleicht lag es an der schlampigen Aussprache der Wiener Sängerknaben oder meinem kindlichen Gemüt, aber ich habe mich immer gefragt, wer eigentlich <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="Seid froh dieweil">Sankt Rudibald</span> ist. Der Originaltext ist allerdings auch seltsam.<br />
Manchmal retten einen auch eine gewisse Unschärfe - und exotische Sprachen. Bei einer schwedisch-deutschen Koproduktion befahl der Dirigent spontan eine auswendige schwedische Überraschungszugabe - den allseits beliebten "Sommarpsalm". Überraschend auch für den Chor. Ich habe den leisen Verdacht, daß spätestens ab der 2. Strophe auch die Schweden nur noch "bork, bork, bork" sangen. Bei Fremdsprachenproblemen darf man auch Judas Ischariot nicht auslassen, dem der überkorrekte Ian Bostridge eine Geschlechtsumwandlung verpaßte: <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="Matthäus-Passion mit Herreweghe, Harmonia mundi">"seiner Jünger eine…"</span><br />
Bei einer Klavierprobe drehte sich der Pianist um und meinte: "Ist ja nett, wie Du das r rollst - aber es heißt trotzdem nicht <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="'...der Adler stolz', Haydns Schöpfung">'Auf starkem Fittiche schwinget sich der Radler stolz'</span>." - damit immerhin eine ökologisch außerst korrekte Arie. Weniger korrekt wäre es vielleicht, bei einer Hochzeit <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="...die Irrenden, Mendelssohn">"Doch der Herr, er leitet die Irren recht"</span> zu singen - aus unerfindlichen Gründen hat das Brautpaar diese schöne Lied dann auch abgelehnt.<br />
Einer der kreativsten Verhörer überhaupt ist meine Schwester, Schöpferin des bekannten Schubert-Liedes <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="Der Hirt auf dem Felsen">"Das Hirn auf dem Felsen"</span> (jedesmal, wenn ich das Lied sehe, muß ich an Piggy in Lord of the Flies denken). Neulich, am Telephon, zeigte sie sich äußerst irritiert über eine simple Mozart-Arie - <span style="color: rgb(51, 79, 102);" title="Ruhe sanft, mein holdes Leben">"Rosa ist mein halbes Leben"</span>. Soundtrack zu "Legally Blonde"? Die Solistin machte daraus prompt "Rosa ist die halbe Leber..." A propos Zaïde - manchmal wünscht man sich gerade nuschelnde Sänger oder ein Libretto in einer möglichst exotischen Sprache - was soll man z. B. hiervon halten? <br />
<div style="margin:1em"><span style="font-style:italic;">Herr und Freund!<br />
Wie dank' ich dir,<br />
lass mich deine Knie umfassen,<br />
doch ich muss dich schnell verlassen,<br />
denn ich brenne vor Begier.</span></div>Noch mehr randomisiert-sinnlose Zaïde-Zitate gibt es <a href="http://www.roktett.de/randomzaide.html">hier</a>.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-79179932163366307262010-05-06T05:37:00.009+02:002019-08-21T19:26:27.865+02:00Probieren geht über Studieren<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/S-ID5eZuNZI/AAAAAAAAAbM/lCGo8WfoOSc/s1600/lincoln.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="223" src="https://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/S-ID5eZuNZI/AAAAAAAAAbM/lCGo8WfoOSc/s400/lincoln.JPG" width="400" /></a></div>
Wenn die <i>Lulu</i>-Generalprobe der Met mit der Gruppenrunde kollidiert, muß man letztere eben verschieben. Glücklicherweise habe ich einen äußerst netten Chef. Die Karten dazu organisierte übrigens ein Metal-fanatischer Drummer aus der chemischen Fakultät, der keine Opern mag. Wieso ausgerechnet die Chemiker solche Verbindungen haben, bleibt noch herauszufinden.<br />
Die Inszenierung (John Dexter 1977) frönt dem hier so beliebten opulenten Realismus mit üppigen Jugendstil-Interieurs und ist ansonsten, milde ausgedrückt, ehrwürdig bis leicht staubig. Wenn Lulu, die im Prolog als Schlange apostrophiert wurde, allerdings das halbe Stück mit roter Lockenperücke wie ein Pudel über die Bühne hoppelt, irritiert das schon etwas.<br />
Eine dodekaphon geprägte Oper, noch dazu ein posthum vervollständigtes Fragment, als Apotheose einer moralbefreiten Dame, wobei jeder Akt mit Mord und Totschlag endet, mag vielleicht nicht gerade leichte Kost sein. Dennoch war Berg im tiefsten Inneren Spätromantiker - die erste Klangexplosion im Orchestergraben wehte dem Hörer alle mühsam angelesenen Reihen und Tropen aus dem Kopf und trotz aller Atonalität und kruden Handlung saß man da und genoß.<br />
Die Tenöre hatten das Unglück, ihr Register mit dem Großteil des mächtigen Orchesters zu teilen und gingen das Problem fachspezifisch an: der Heldentenor (Gary Lehman als Alwa) stemmte, als habe er den Bizeps des Akrobaten verschluckt, während der Lyrische (Michael Schade als Maler/(n-word)) über weite Strecken kaum zu hören war. Zur Genugtuung darf er seinem heroischen Kollegen im dritten Akt den Schädel einschlagen, was meines Wissens opernhistorisch einmalig ist.<br />
Keine Registerprobleme hatte Marlis Petersen in der Titelpartie: In der zwei- bis dreigestrichenen Oktave läßt sich ohnehin kaum ein Sopran von einem läppischen Symphonieorchester kleinkriegen - aber mit was für einer mühelosen Agilität, Schlankheit und Klarheit im Ton!<br />
James Morris klingt vielleicht etwas kehliger als zu Hochzeiten, meistert aber sein Rollendebut als Dr. Schön mit großem rundem Bariton und grandseigneuralem Ausdruck. Leider konnte es es offensichtlich nicht verwinden, von einem Koloratursopran in den Rücken geschossen zu werden und ließ sich im dritten Akt (als Jack the Ripper) ziemlich schwarzbassig vertreten.<br />
Anrührend und warm sang Anne Sofie von Otter als Geschwitz. <br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/S-IEnBfElDI/AAAAAAAAAbU/2Ut_KhY4am8/s1600/lulu.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="223" src="https://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/S-IEnBfElDI/AAAAAAAAAbU/2Ut_KhY4am8/s400/lulu.JPG" width="400" /></a></div>
Außer dem Orchester in bunter Freizeitkleidung von halbleerem Haus machte sich das Faktum der Generalprobe wesentlich zweifach bemerkbar: was auch immer der Spotscheinwerferführer getrunken hat, ich möchte etwas abhaben - und Schigolch stolperte zu Beginn der letzten Szene im Dunkeln über einen Tisch, worauf Maestro Luisi und seine Mannen zurückgepfiffen werden mußten und die Akteure um einige Herren mit Handfeger, Kehrblech und Taschenlampen ergänzt wurden. Im Vergleich zur Radioübertragung vom folgenden Samstag könnte man noch anmerken, daß die Herren Schade und Morris sich in der Probe vielleicht etwas schonten, wohingegen Frau Petersen in der Aufführung an ein paar exponierten Stellen leichte Nerven zeigte.<br />
Eine Live-Radioübertragung der Samstagsvorstellung (8.5., 19.00 MEZ) findet sich hoffentlich <a href="http://www.radioshowlinks.com/internet_radio/metropolitan_opera_broadcasts_h88.aspx">hier</a>. Anhören!<br />
Wir schließen mit Sir Andrew Davis:<br />
"In fact, I love this opera so much I named my dog after it!"<br />
Geht Günter Pichler eigentlich mit der <i>Lyrischen Suite</i> Gassi?avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-55640720268885294842010-05-02T17:20:00.002+02:002010-05-02T17:25:54.309+02:00Meistersingerei im Opernhaus Zürich<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_jRulDf7uBC4/S92ZRhntv0I/AAAAAAAAAA8/emX_6J2gZbM/s1600/bayreuth_stagesets_01.jpg"><img style="float: left; margin: 0pt 10px 10px 0pt; cursor: pointer; width: 320px; height: 228px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_jRulDf7uBC4/S92ZRhntv0I/AAAAAAAAAA8/emX_6J2gZbM/s320/bayreuth_stagesets_01.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5466694049059422018" border="0" /></a>
<br /><meta equiv="Content-Type" content="text/html; charset=utf-8"><meta name="ProgId" content="Word.Document"><meta name="Generator" content="Microsoft Word 11"><meta name="Originator" content="Microsoft Word 11"><link rel="File-List" href="file:///C:%5CDOKUME%7E1%5CJohannes%5CLOKALE%7E1%5CTemp%5Cmsohtml1%5C01%5Cclip_filelist.xml"><!--[if gte mso 9]><xml> <w:worddocument> <w:view>Normal</w:View> <w:zoom>0</w:Zoom> <w:hyphenationzone>21</w:HyphenationZone> <w:punctuationkerning/> <w:validateagainstschemas/> <w:saveifxmlinvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:ignoremixedcontent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:alwaysshowplaceholdertext>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:compatibility> <w:breakwrappedtables/> <w:snaptogridincell/> <w:wraptextwithpunct/> <w:useasianbreakrules/> <w:dontgrowautofit/> </w:Compatibility> <w:browserlevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:latentstyles deflockedstate="false" latentstylecount="156"> </w:LatentStyles> </xml><![endif]--><style> <!-- /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-fareast-font-family:"Times New Roman"; color:#294780; mso-bidi-font-weight:bold;} @page Section1 {size:612.0pt 792.0pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} --> </style><!--[if gte mso 10]> <style> /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:#0400; mso-fareast-language:#0400; mso-bidi-language:#0400;} </style> <![endif]--> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Die Voraussetzungen waren in toto nicht die besten. Gerade eine Grippe hinter sich gebracht zu haben und dann die Meistersinger als Wiederaufnahme. Aber, um dies sogleich vorweg zu nehmen, ich war aufs Angenehmste überrascht in allen Belangen. Zunächst einmal eine unschöner Beginn: Wer kam eigentlich auf die – pardon – schwachsinnige Idee an der Abendkasse des Opernhauses Sozialamtsatmosphäre zu schaffen. Man zieht um seine vorbestellten Karten zu bekommen eine Nummer und wartet den Durchgang zum Restaurant Belcanto und zur Kulinarabteilung vor dem Bernhard-Theater blockierend bis diese Nummer mit dem amtstypischen Läutsignal aufgerufen wird. Dann darf am am Schalter sein Anleigen vortragen. Wenn man alsdann für eine Karte rund 250 SFR bezahlt hat, kommt man sich schon sehr, sehr – ich formuliere vorsichtig – komisch vor. Hier ließen sich doch sicher andere Lösungen finden?<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;"><o:p> </o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Die <i style="">Lehnhoffsche</i> Inszenierung ist immer noch angenehm schlicht, nur in der Festwiesenszene etwas klassizistischer Pomp auf der Bühne. Der erste Akt sehr solide in einer Kirche, deren Bänke zur Singschule umgestellt wurden und eine Vielfältig einsetzbare Kanzel. Auch der zweite Aufzug überzeugte durchaus, eine einfache ins Arriere laufende Treppe, vor der Sachs sein Schustertischchen aufgestellt hat und von deren oberem Ende der Nachwächter (solide mit leicht fremdländischen Accent <i style="">Tomasz Slawinski</i>) die frühsommerliche Keilerei beendet. Sogar der ein oder andere Regieeinfall lockerte die Szenerie auf – auch wenn Walther und Eva sich nur im Kästchen des Maestro suggeritore verstecken und Lene aus der ersten Seitenloge interagiert. Der Dritte Akt im Hause Sachsens ist dann sehr mit Büchern belastet und gerät etwas in die Länge, aber das ist verzeihlich, weil der Übergang zur Festwiese erstaunlich nett gerät. Man hat selten erlebt, dass eine Bühne sich so anmutig weitet. Als sehr angenehm sei noch konstatiert, dass die Inszenierung auf irgendwelche mittlerweile sehr zur Üblichkeit gewordenen Nazibelehrungen verzichtet: Sachsen Bücher werden nicht verbrannt, Beckmesser ist kein chassidischer Jude und keine Saal-SS patroliert auf der Festwiese. Ob das Publikum soviel Glück bei Homoki auch gehabt hätte?<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;"><o:p> </o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Das Dirigat <i style="">Phillipe Jordans</i> war eine rundum überzeugende Sache, schwungvoll und stilgerecht ging es zur Sache. Man verlor nie das Gefühl, im musikalischen Geschehen zu sitzen und hörte doch zugleich, mit wieviel Detailkenntnis und –bewusstsein der junge Maestro zu Werk geht. Einzig versäumte er es, im dritten Aufzug nach dem Wahnmonolog die orchestrale Fahrt wieder aufzunehmen, was dem Fluss und der Kurzweil bei der Liedtaufe doch sehr unzuträglich war und die Standfestigkeit der Sänger beanspruchte. Das Orchester zeigte sich in guter Verfassung, die in Zürich obligatorischen Hornflatulenzen fielen da nicht weiter ins Gewicht. Auffallend war der ausgezeichnete Bühnenkontakt des Grabens und seines Chefs; hoffen wir, dass Gatti und Luisi dass auch nur ansatzweise so hinbekommen, bisherige Testläufe verheißen nicht ausschließlich Gutes. Der Opernchor war gut einstudiert, eine gewisse Neigung zur Überlautstärke scheint derzeit unter Opernchören üblich. Ob das immer zum Vorteil gereicht, naja.<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;"><o:p> </o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Die Sängerbesetzung konnte an diesem Abend durch die Bank überzeugen. Die Meistersinger waren durchweg mit alten Zürcher Bekannten besetzt, <i style="">Cheyenne Davidsons</i> Fritz Kothner zeichnete sich durch eine wohlbekannte, hupige hohle Kehle aus, ansonsten darf man keine Beanstandungen vorbringen – man hört das nirgendwo besser und netter. <i style="">Matti Salminen</i> als Veit Pogner wirkte etwas erschöpft und ließ die höheren Töne (Weise, Pogner und Eva) in bewährte Weise eher erdig angehen; er hat das schon besser gesungen, aber er war mir auch noch nie so sympathisch wie an diesem Abend – nun schuf ihn Gott zum reichen Mann, und ja, er gibt uns wie er kann. Möge das noch lange der Fall sein.<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><i style=""><span style="color: windowtext;">Edith Haller</span></i><span style="color: windowtext;"> gab eine sehr blonde Eva, ihre Töne waren nicht immer auf der notierten Tonhöhe und sie neigt etwas zur Flächigkeit; was die Karriere ihr bringen wird, steht noch in den Sternen, vielleicht hat sie sich etwas zu rasch den großen Partien verschreiben lassen. Doch lassen wir das Kritteln – wer sollte gerade eine hübschere und sanglich rundere Eva geben? <i style="">Wiebke Lehmhuhl</i> ließ eine sehr weiche und gelenke Lene auf die Bühne treten, die aber im Gefecht zum Ausgang des zweiten Aktes durchaus Pfeffer und Feuer sprühen lassen konnte. Ihre reine und bei Bedarf sehr kräftige Stimme macht Hoffnung, auch wenn ihr die volle Fülle zum runden Mezzo noch ein kleines Bisschen fehlt.<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><i style=""><span style="color: windowtext;">Robert Dean Smith </span></i><span style="color: windowtext;">als Walther kann für sich ins Feld führen, dass es zu Zeit wenige Sänger gibt, die diese Partie wirklich adäquat beherrschen, und dass die Partie einfach extrem ungnädig ist. So konzedieren wir an diesem Abend seine verhärteten Zwischentöne, seine stentorhaften Anfälle nördlich des E und seine Affinität zum Quetschen. Man kann positiv feststellen: Er hat nicht nachhaltig gestört, und das ist für einen Stolzing dieser Tage schon eine ganze Menge. Das eigentliche Highlight des Abend und weder live noch auf Tonband/Festplatte/Plastik so von mir vernommen war <i style="">Adrian Eröd</i> als Sixtus Beckmesser. Mit einer absoluten Raumbeherrschung auf der Bühne und einem warmen, den Raum voll fassenden und tragenden Bariton trug er die Rolle des Stadtschreibers in eine neue gesangliche Dimension: Klarste Textverständlichkeit, absolute stilistische Sicherheit, nicht ein Hauch vom Hang, die Rolle in den Bereich der Lächerlichkeit zu führen, und vor allem sein Wille und seiner Fähigkeit zur gesanglichen Gestaltung lassen nur darum hoffen und bitten, ihn doch möglichst öfter an diesem Hause hören und sehen zu dürfen.<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Bleibt noch das Schusterpärchen: <i style="">Peter Sonn</i> ist ein lustiger, äußerst textklarer David, der die buffonesken Fallstränge der Partie mit Bravour meistert. Er muss nicht schreien, er kann gestalterisch sicher die vielen und undankbaren Noten und Weisen mit lockerem Schmelz klingen lassen, eine Überforderung stand für seine noch etwas weiße Stimme an keiner Stelle zu befürchten. Anderes schien da für den Altmeister der Bass-Bariton-Partien zu gelten; <i style="">Alfred Muff</i> war eine ausgezeichneter Wotan, ein fast unerreichter Holländer und ein nie wieder erreichter Barak. Aber einen Sachs? Ich muss ihn für meine Zweifel um Verzeihung bitten. Im ersten Akt noch zurückhaltend singt er sich in die mörderische Partie des Schusterdichters und Stadtlieblings, die schon immer vorhandene Neigung zum Deklamieren der kurzen Noten kommt der Rolle geradezu bilderbuchmäßig zu Gute; spätestens mit dem Fliedermonolog war klar, dass hier ein wirklicher und bedeutender Hans Sachs auf der Bühne steht; allenfalls Struckmann wird derzeit Vergleichbares bieten können. Das Ende des dritten Aktes musste Muff zwar mit drei Sängerpastillen in Angriff nehmen, aber wer könnte ihm das bei dieser Partie auch verdenken? Volle Höhen und klare Sprache ließen da kleinere tonliche Höhenverfärbungen als kaum störend erscheinen. Was wollt ihr von den Meistern mehr?<o:p></o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;"><o:p> </o:p></span></p> <p class="MsoNormal" style="text-align: justify;"><span style="color: windowtext;">Nach etwas mehr als 6 Stunden (inklusive zweimal etwa 35 min. Pause) war der Abend zu Ende und ich mit den Meistersingern von Nürnberg versöhnt, auch wenn einem der letzte Akt dann doch etwas Sitzfleisch abverlangte. Eine rundum runde Sache. Man versteht in Zürich Wagner zu geben, das lässt auf die nächste Saison mit Tannhäuser und Parsifal hoffen. Mögen wir nicht enttäuscht werden.<o:p></o:p></span></p>
<br />Sadikhttp://www.blogger.com/profile/15062217850503712552noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-34348579232829648112010-05-02T15:06:00.008+02:002010-05-02T15:28:28.095+02:00Rudi jazzt Beethoven mit den Wilden<div style="text-align: justify;"><span class="Apple-style-span" style="color: rgb(51, 51, 51); "><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Ohne romantisches Gesülze und mit viel Energie schmettert Rudolph Buchbinder alle fünf Klavierkonzerte an zwei Abenden vor die Ohren der Konstanzer zusammen mit der Südwestdeutschen Philharmonie. Zusätzlich hatte er die Leitung (O-Ton zum Orchester: "Ich bin kein Dirigent!") des Konzertes [Nr. 2, 3, 4 (Sa.) und Nr. 1, 5 (So.)].</span></span></span></div><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Buchbinder überzeugt durch seine "aromantische" (nicht aromatische!) Spielweise, die vielleicht eine Art repräsentiert, wie Beethoven auch gespielt haben mag. Sehr wuchtige Akkorde, die für Sensible vielleicht zu geschlagen klingen, dafür entschädigt er mit hauchzarten Melodien an lyrischen Stellen.</span></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style=" color: rgb(51, 51, 51); font-family:arial, serif;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Er unterbricht das Orchester in der Generalprobe für die Nummern 1 und 5 nur einmal und zwar im Rondo des C-Dur Konzertes, kurz nach dem "Jazz"-Thema (erstes Klavierthema nach dem zweiten mal Thema A im Orchester, siehe Abbildung*).</span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 12.0px Helvetica"><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><img style="text-align: justify;display: block; margin-top: 0px; margin-right: auto; margin-bottom: 10px; margin-left: auto; cursor: pointer; width: 218px; height: 55px; " src="http://4.bp.blogspot.com/_DnYs-L19NXI/S918YnnyZeI/AAAAAAAABjY/YsIdvNuKXlE/s320/Bild+1.png" border="0" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5466662285092218338" /></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style=" color: rgb(51, 51, 51); "><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Daraufhin spielt er den Anfang der "Mondschein-Sonate" und verjazzt diese, dann das gleiche mit dem Anfang von Schumanns Klavierkonzert. Er gibt Anweisungen an das Orchester und sie beginnen noch einmal an der Stelle. Man möchte synkopisch mit schnippen, wenn man das hört!</span></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Den selben Effekt erzielt er im Finalsatz des Es-Dur Konzerts in der B-Dur Stelle (siehe Abbildung*). Eine solche Artikulation, wie Buchbinder sie ausübt, ist eindeutig an Jazz angelehnt.</span></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 12.0px Helvetica"><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><img style="text-align: justify;display: block; margin-top: 0px; margin-right: auto; margin-bottom: 10px; margin-left: auto; cursor: pointer; width: 320px; height: 71px; " src="http://1.bp.blogspot.com/_DnYs-L19NXI/S918hPqpTAI/AAAAAAAABjg/adHxBo5eXOs/s320/Bild+3.png" border="0" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5466662433280576514" /></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Ingesamt spielt Buchbinder mit viel Brillanz und wenig Brimborium, das heißt wenig affektierte Bewegungen und Romantifizierungen. Trotz seiner Aufgabe als Dirigent strahlt er eine unglaubliche Ruhe und Sicherheit aus und schafft eine besonders effiziente Art der Kommunikation mit dem Orchester.</span></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">Alles in allem ein sehr bereicherndes Konzert und der sympathische Herr, der am Ende der Konzerte auch signierte, bekam stehende Ovationen vom Gros des Publikums!</span></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;"><br /></span></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="color:#333333;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial;"><span class="Apple-style-span" style="font-size: medium;">*Quelle: http:/IMSLP.org</span></span></span></p>Ruth & Ollihttp://www.blogger.com/profile/06468907436654547742noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-44156844580142959152009-12-22T03:38:00.002+01:002010-05-06T03:09:35.047+02:00Streckenweise geruhsamAch, Ihr lieben Würzburger! Müßt Ihr Euch zum Husten, Schwatzen und Türenknallen ausgerechnet den Variationensatz des Kaiserquartetts aussuchen!<br />
Insbesondere, da er vom Leipziger Streichquartett ausgesprochen schön musiziert wurde: schlank und gläsern, dadurch gelegentlich fast dissonant, ohne falsch zu sein - bewegt, aber nicht hastig.<br />
Alles in allem war die an diesem Ort vielfach beschworene Rasanz wohldosiert eingesetzt: meist nur ein einzelner virtuoser Satz, typischerweise das Finale, ansonsten waren die Tempi geerdet, und fühlten sich schlicht richtig an, dem Charakter des Einzelsatzes angemessen.<br />
Neben dem Haydn standen noch Mendelssohn op. 13 und Schumann op. 41/3 auf dem Programm, was auf den ersten Blick gefällig und nicht sehr ausgesucht wirkte. Es spricht für die Leipziger, wie sie die Bezüge zwischen den Stücken in Szene setzten: im Haydn schlugen sie mit fast Beethovenscher Dynamik einen Bogen in Richtung Romantik, die Finalreminiszenz aus dem Kopfsatz im Mendelssohn klang nach Schumanns Kunstgriffen, während die punktierten Geigenfiguren und bordunähnlichen Bässe in Schumanns Finale zu Haydn zurückführten.<br />
<br />
Überhaupt der Schumann: Schumanns Quartette machen es dem Hörer nicht leicht, man verliert gerne den Überblick über die Satzstruktur und wünscht sich generell einen roten Faden in all dem romantischen Überschwang. Nicht, daß Schumanns ausladendes Werk, das die ganze 2. Hälfte füllte, bei den Leipzigern methodisch geklungen hätte; der Zuhörer ließ nur das Programmheft sinken, staunte und genoß: die symphonische Klangfülle, die im Haydn gottseidank und im Mendelssohn leider noch ein bißchen fehlte, die himmlischen Längen im langsamen Satz.<br />
<br />
"Eigentlich hatten wir an dieser Stelle einen weihnachtlichen Choral vorbereitet, aber ich habe die Noten vergessen. Also spielen wir etwas, was Sie vielleicht schon von uns kennen..."<br />
<a href="http://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SyBHHmQ8yZI/AAAAAAAAAYg/ONGasjat0UI/s1600-h/taghin.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SyBHHmQ8yZI/AAAAAAAAAYg/ONGasjat0UI/s640/taghin.png" /></a><br />
Immerhin verstand das Publikum, daß dieser schlicht-bewegenden Zugabe nun wirklich nichts hinzuzufügen war, man applaudierte dezent und ging.<br />
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PS: Ich höre die Herren im Februar in der Carnegie Hall.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-25258458630327374332009-12-22T03:12:00.003+01:002010-05-06T03:10:22.477+02:00Kampfknutschen im Hochhaus<a href="http://3.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SsqWhRpVuqI/AAAAAAAAAYQ/KHTOE88KwY4/s1600-h/bohemebanlieue.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="544" src="http://3.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SsqWhRpVuqI/AAAAAAAAAYQ/KHTOE88KwY4/s400/bohemebanlieue.jpg" width="88" /></a>Heute wieder bei Arte im Programm: Oper an unwirtlichen Orten. Das Stadttheater Bern will nicht hinter Zürich zurückstehen und produziert <i>La Bohème en banlieue</i>.<br />
Alles in allem handelte es sich um ein sehr ordentliches Schweizer Hochhaus, mit gediegenem Waschkeller, Panoramafenstern und Vorgarten. Hätte man das Stück in der Pariser Banlieue oder in der Platte gespielt, wäre die Inszenierung vielleicht doch durch den gelegentlichen spontanen Pflasterstein oder einen dezenten Molotovcocktail aufgepeppt worden, hier gab es höflichen Applaus, und Hausbewohner, die den Sängern brav die Fertigpizza in den Kühlschrank räumten. Der einsame Graffitti-tag an der Betonwand wirkt, als habe man ihn extra für die Oper aufsprühen lassen. Für das Einkaufszentrum im 2. Akt zeichnete übrigens Daniel Libeskind verantwortlich.<br />
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Rodolfo beim ungelenken Grimassenschneiden während <i>Mi chiamano Mimì</i> zuzuschauen, war amüsant (selten so gelacht bei der Arie), offensichtlich war das Stück seiner Libido deutlich zu lang, sie gingen sich auch relativ unverzüglich an die -äh- Oberbekleidung. Man bot alles in allem eine solide Sängerleistung, insbesondere in den beiden letzten Akten. Könnte sein, daß sich das gute Berner Stadttheater da etwas aufgepeppt hat…<br />
<br />
Insgesamt schien das Konzept nicht schlecht aufzugehen, vielleicht auch, weil es trotz Liveeinspielung mit gut koordinierter Zuschauerbeteiligung so offensichtlich ein Fernsehfilm war, bei dem anständiges Regietheater dem technischen Aufwand vorgezogen wurde. Zwischendurch wurden bodenständige Anwohner und niedliche Kinder mit Zahnlücken interviewt, um die Umbaupausen zu überbrücken, das war zum Teil etwas schmerzhaft. <br />
In der Mall war das Orchester vor McDoof postiert, praktisch, dann kann man seine McNuggets schon während der Oper organisieren und muß nicht immer an den Konstanzer Bahnhof fahren.<br />
Der Bus, der die tote Mimi wegfährt ("Endstation", haben die unser Blog gelesen?), ist ordentlich-umweltbewußt mit Biogas betrieben. Manchmal muß man die Schweiz einfach lieben.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-69281359717658726602009-12-07T23:01:00.000+01:002009-12-07T23:01:33.401+01:00München ist auch nicht schlechtWer in der Provinz wohnt, muß sich zu helfen wissen. Gut, wenn man aus alten Zeiten noch haufenweise kulturbeflissene Freunde in diversen Großstädten mit ausreichend Gästesofas hat. Am letzten Donnerstag fanden wir uns also im Münchner Herkulessaal zum Stelldichein mit dem BR-Orchester unter David Robertson und Vadim Repin ein. Das Programm war tendenziell ohrenfreundlich, aber doch mutiger als die ewige Würzburger Mozart-Mendelssohn-Leier: das Brahms-Konzert op. 77, in der zweiten Hälfte dann Ravels <i>Valses nobles et sentimentales</i> und Skrjabins <i>Poème de l'extase</i>.<br />
Auf die Gefahr hin, als analfixierter Akustiker verschrien zu sein, erst zum Saal: Trotz der sehr ähnlichen Bauweise hat mich der Herkulessaal deutlich mehr überzeugt als der große Saal der Tonhalle: Auf der Galerie, Mitte links, relativ nah an den ersten Geigen, war der Klang ausgeglichen und transparent, dabei aber durchaus nicht trocken. Die Höhen waren freilich ziemlich schrill. Schade um die lyrischen Partien im Brahms.<br />
Der ist jedem Zuhörer sattsam bekannt - im Konzert hatte ich ihn allerdings noch nicht gehört. Die Interpretation war durchaus sportlich, insbesondere im rubatofreien Einstieg der Sologeige im ersten Satz. Repin, der nur am Anfang noch etwas schlampte, beeindruckte in der virtuosen Attacke, die lyrischen Passagen waren mir persönlich etwas zu offen, zu wenig intim. Vielleicht störten da auch die spitz übertragenen Höhen.<br />
Mitreißend war das Rondo: da stolperten die Synkopen und rhythmischen Schiebungen in den tanzenden Dreiachteltakt, daß es eine Freude war, kleine Details wie die Streicherschnulpen in der Stretta bekamen gestaltende Kraft und Repins fröhlich-kräftiges Zupacken sorgte für Spaß auf und vor der Bühne.<br />
Nach der Pause machten sie mit Ravel etwas gedämpfter weiter. Das aufgestockte Orchester glänzte jetzt solistisch und spielte wacker und nicht allzu sentimental, aber zum Walzer hätte man sich an dieser Stelle, wenn nicht Kaffee und Sachertorte, doch grünen Tee und ein, zwei Petit fours zur Stärkung gewünscht.<br />
Inzwischen war es auf dem Podium gehörig voll, inklusive 8 Hörnern, Baßtuba, Kontrafagott, Celesta, Glocke, und man produzierte gekonnt Extase.<br />
Schlußapplaus. Zwei Eindrücke: Mann, das war mal richtig laut. Kriegen wir das nochmal langsam zum Mitschreiben?avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-8808641661361048902009-11-10T17:57:00.007+01:002010-02-24T20:55:10.454+01:00Mendelssohn - Mozart 1:0<b>Das Freiburger Barockorchester in Würzburg</b><br />
<br />
Man sollte ja nicht meinen, es gäbe im tiefen Frankenland keine Kultur. Allerdings ist das Programm der Würzburger "Meisterkonzerte" ausgesprochen zahm, bei allzu verstörenden Werken könnten wohl auch dem Publikum die Hörgeräte herausfallen.<br />
Gestern gab im Saal der Musikhochschule das allseits beliebte Freiburger Barockorchester mit Gottfried von der Golz als <i>primus inter pares</i> ein sehr statthaftes Konzert mit einer Gegenüberstellung eines jungen Mozart und eines außerordentlich jungen Mendelssohn.<br />
<br />
Man begann mit einem Marsch (KV 248) von solchem Ausdruck und Gehalt, daß ich schon nach dem Schlußapplaus mich an keine einzige Note mehr erinnern konnte.<br />
Immerhin war er kurz.<br />
<br />
Es folgte das Violinkonzert d-moll des dreizehnjährigen Mendelssohn mit einem gut aufgelegten von der Golz. Mendelssohn kann je nach Interpreten entsetzlich langweilig sein. Nicht so mit den Freiburgern, die, wie es sich für ein gutes Barockorchester gehört, schlank, dynamisch und sehr geschlossen agierten und das Stück in jugendlichem Übermut in den Saal pfefferten. <br />
Das Konzert hat nichts von der leicht kitschigen Süße des bekannteren e-moll-Konzerts. Typisch für den frühen Mendelssohn finden sich ausgedehnte Experimente mit der Formensprache früherer Epochen, ausufernde Solokadenzen und teilweise ein tragikomisches Pathos, als habe jemand dem kleinen Felix sein Schäufelchen geklaut.<br />
<br />
Der folgende Mozart war auch durch das ausgezeichnete Kammerensemble nicht mehr zu retten - ein endloses sechssätziges Divertimento (KV 247), das offensichtlich Gebrauchs- und Hintergrundmusik war und im Konzertsaal nicht zu suchen hatte, und auch nicht durch Jugend zu entschuldigen war.<br />
Man hatte ausgiebig Zeit, den frischrenovierten Saal zu beäugen, der hellhölzerne IKEA-Einheitsoptik ähnlich dem Konstanzer Audimax gewagt mit Deckenpanelen und Kristalleuchten aus den Fünfzigern kombinierte. Die Akustik war in den vorderen Reihen ausgezeichnet, leider auch die aus dem Auditorium: muß man sich eigentlich für knarzende Sitze und einen Boden entscheiden, der unter jeder Gummisohle entsetzlich quietscht?<br />
<br />
Nach der nicht sonderlich erholsamen Pause im restlos überfüllten Foyer spielte man Mendelssohns Streichersymphonie Nr. 7: wieder frühromantisches Aufbrausen im Wechsel mit hübsch altmeisterlicher Polyphonie, stellenweise allerdings etwas unausgegoren. Trotzdem keine Entschuldigung für die Würzburger, im langsamen Satz wie ein ganzes Sanatorium zu husten und sich besorgt nach dem wechselseitigen Befinden zu erkundigen - das hätten sie allerhöchstens im Divertimento gedurft!<br />
<br />
Das letzte Stück des Abends war dann eine doch recht gefällige und runde Mozartsymphonie (KV 129), die uns etwas versöhnte: Klein Felix wurde noch einmal vorgeführt, was eine richtige Mannheimer Walze ist.<br />
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Es gab freundlichen Applaus, einen nicht sehr kleidsamen Bocksbeutel für den Herrn Primarius und eine Ehrenrettung für Mozart in der Nachspielzeit: die letzten zwei Sätze aus der allseits beliebten A-Dur Symphonie KV 201, fröhlich beschwingt, und, da laut und deutlich als "ohne Wiederholung" (Finale) deklariert, auch ohne Mißverständnisse im Orchester.avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-45891274425345106362009-10-20T22:58:00.010+02:002009-10-20T23:39:15.994+02:00Rasant<div style="text-align: justify;"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana, serif;"><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; text-align: justify; font: 12.0px Verdana"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">War es Zufall, dass ich die kompletten Streichquartette von Felix Mendelssohn eingespielt vom Leipziger Streichquartett zum Geburtstag bekomme und das Ensemble knapp zwei Wochen später ins Inselhotel kommt - mit eben diesem Komponisten?</span></span></p><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; text-align: justify; font: 12.0px Verdana"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p></span></div><div style="text-align: justify;"><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; text-align: justify; font: 12.0px Verdana"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Die CD-Aufnahmen bestechen durch ihre rasant-dramatische Spielweise und so treten die vier relativ jungen Interpreten auch live auf.</span></span></p><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; text-align: justify; font: 12.0px Verdana"><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p></div><span class="Apple-style-span" style="font-family:arial, serif;"> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Zu Beginn hören wir einen Webern aus dem Jahre 1905, welcher erstaunlich viel Tonalität aufweist. Nach dem langsam Finalsatz sollte jedoch Schluss mit der Ruhe sein. Es folgte das dramatischste, </span></span><b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">"unversöhnlichste"</span></span></b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"> und düsterste Streichquartett Mendelssohns, was sicherlich größtenteils im Tod seiner Schwester begründet liegt. Es ist sein letztes und in der Tonart f-Moll (op. 80), in seinem und Fanny Hensels Todesjahr (1847), komponierte Streichquartett.</span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Der Komponist spart hier nicht mit Sätze, die mit Ausnahme des langsamen dritten (Adagio) mit überaus schnellen Bezeichnungen betitelt sind: Allegro vivace assai, Allegro assai und Allegro molto. Diese Angaben wurden vom Leipziger Streichquartett mehr als wörtlich genommen. Dem ersten Satz, wild interpretiert, mangelte es nicht an Dramatik. Er endet nahezu in einer Explosion, welche durch die erste Geige hervorgerufen wird und man erwartet nun eigentlich Entspannung. Aber Mendelssohn ist ganz und gar nicht danach, er steigt in die Dramatik zurück und kommt erst im Trio des zweiten Satzes zu etwas Atem. Das Gefühl wird hier auch sehr realistisch dem Zuhörer vermittelt, welchem schonmal der Atem stehen bleibt. Wie der erste, wird auch der zweite Satz wiederum in einem Wildsau-Tempo* dargeboten und lässt das Publikum vor Spannung erstarren. Der langsame Satz bleibt sehr fließend, verliert aber dadurch nicht seine Andacht. Der Finalsatz dreckig* schnell. Jedes andere Streichquartett wäre danach erschöpft. Das Sharon Quartett beispielsweise spielt alle Sätze in seinen Aufnahmen in etwas mehr als dem halben Tempo. Aber es folgt anschließend noch nicht die Pause!</span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">*Diese Aussage ist durchaus als positiv zu werten.</span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Jörg Widmann, der nicht viel älter ist als die Mitglieder des Roktetts (geb. 1973) und ein vielschaffender Komponist und Klarinettist ist, schreibt ein Quartett, das sehr auf Effekte bedacht ist. Große Teile des Stückes finden <i>sul ponticello</i> statt, gerne auch mal auf dem Teil der Saiten, der unterhalb des Stegs liegt. Der Bogen darf die Saiten, die den Stachel mit dem Saitenhalter verbinden, zum Erklingen bringen oder auch ein knarzendes Geräusch auf der Rückseite des Instruments erzeugen. Das Stück ist ausgedehnt und enthält so viele extrem stille Momente, dass das Publikum nicht weiß, ob das Stück schon zu Ende ist und gegen Schluss gar ungeduldig wird. Das Stück besteht übrigens aus mindestens genauso viel Schrifttext wie Noten, wie wir am Ende vom Bratschisten gezeigt bekamen.</span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Der Klang der Leipziger ist sehr "offen", fast als schwebend beschreibbar, eine "barockoide" Spielweise mit wenig vibrato und viel leeren Saiten (auffällig vor allem beim Mendelssohn) - unterstützt durch den Hall des Festsaals im Inselhotel.</span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">In der Pause spekulierten wir, ob der Finalsatz von Beethovens drittem </span></span><b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Ras</span></span></b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">umovsky Quartett wohl seinem Namen alle Ehre machen und die schnellste Version, die wir je hörten, sein wird. In der Tat zum Schluss gar zu schnell für meinen Geschmack, das zu leichter Schlampigkeit in der ersten Geige führte. Trotzdem eine erstaunliche Leistung. Man bemerke, dass ein Cellist im Allgemeinen selten so schnell mit den Fingern über die Saiten sprintet und das mit so viel Präzision.</span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p><p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p><p style="margin: 0.0px 0.0px 0.0px 0.0px; font: 12.0px Helvetica"><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_DnYs-L19NXI/St4o-G3-xpI/AAAAAAAABis/ANj7Er2T6ZI/s1600-h/Leipziger+Streichquartett+im+Inselhotel+-+7.jpg"><img src="http://3.bp.blogspot.com/_DnYs-L19NXI/St4o-G3-xpI/AAAAAAAABis/ANj7Er2T6ZI/s320/Leipziger+Streichquartett+im+Inselhotel+-+7.jpg" border="0" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5394794451098846866" style="text-align: justify;display: block; margin-top: 0px; margin-right: auto; margin-bottom: 10px; margin-left: auto; cursor: pointer; width: 320px; height: 215px; " /></a></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"><br /></span></span></p> <p style="text-align: justify;margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">Am Ende </span></span><b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;">"versöhnten"</span></span></b><span class="Apple-style-span" style="font-family:verdana;"><span class="Apple-style-span" style="font-size:small;"> sie sich mit uns und der Musik mit einem Choral (passend zu Widmanns Choralquartett) von J. S. Bach als Zugabe. Alles in allem ein schöner Abschluss, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Außer einem Autogramm in unserer CD-Schachtel.</span></span></p><p></p><p></p></span><p></p><p></p>Ruth & Ollihttp://www.blogger.com/profile/06468907436654547742noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-1482757766437223342009-09-27T17:44:00.002+02:002009-09-27T18:00:23.491+02:00"Bei Brahms bleibt es nicht lange gemütlich!"So sprach in seiner charmanten Einführung der Bratschist des ZKO-Ensembles, das die Zuschauer an diesem Sonntag im an eine Turnhalle erinnernden ZKO-Haus im Zürcher Seefeld nicht nur mit Kaffee und Gipfeli erfreute. <br />Nach einer Odyssee durch die Stadt - bedingt durch eine sportliche Veranstaltung (wer braucht denn sowas?) im Zentrum - langten wir pünktlich um kurz nach elf in der Seefeldstraße 305 an, wurden sogleich auf Zehenspitzen in den Konzertsaal geleitet, der leicht improvisiert wirkt und klar macht, warum das ZKO in voller Besetzung dann doch lieber in der Tonhalle spielt. Aber das tun auch andere Orchester ganz gern. Da dies aber kein neu-job-bedingtes Lamento über die Zustände im Konzil oder die am Boden zerschellenden Gläser während des Espana-Programms der SWP (oder doch die Wilden?) am vergangenen Freitag werden soll, mit etwas mehr Objektivität zurück zum Thema. <br />Maurice Ravels Streichquartett haben wir an anderer Stelle schon besser gehört, wenn die Musiker so deutlich rausfliegen, dass selbst ich es nicht überhören kann, liegt einiges im Argen. Der Bratschist etwas unsauber, die erste Geige deutlich nervös (der Bogen hat gezittert, wo er nicht sollte) - teilweise klang es nicht nur chaotisch, sondern richtiggehend schief. Man hatte wohl nicht allzu viel geübt. <br />Wesentlich besser schien ihnen das Brahms'sche Klavierquintett in f-Moll zu liegen, im dritten Satz gewann das Ensemble deutlich an Schwung hinzu, die Cellistin lächelte ab und zu glücklich.<br />Nach einer Mendelssohn-Zugabe gab es am Ende doch noch Kaffee und besonders leckere Gipfeli für die zu spät Gekommenen, und dies trotz der Tatsache, dass wir es versäumt hatten, uns mit den allgegenwärtigen Desinfektionsmitteln zu behandeln. Kommentar hierzu an der Wand des vegetarischen Tibits-Restaurants: Bei uns haben Schweine nicht einmal in Form von Grippe etwas verloren!Holly Katzhttp://www.blogger.com/profile/08956843336373839588noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-29418284349115999582009-09-14T02:06:00.011+02:002009-09-15T20:58:01.431+02:00Welcome to the Jungle<b>…oder: Wie man die Empathie der Zuhörer erschleicht.</b><br />
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In diesem Sommer gab es für uns eine Fülle an Freiluftmusik, ob zuhörender oder aufführender Weise. Auch wenn die hinreichend kultivierte Natur keine offensichtlichen Gefahren mehr birgt, gibt es für den Musiker immer das Risiko der witterungsbedingten Schönheitsfehler - sei es durch direkte Intervention oder einfach mangelnde Konzentration infolge nicht idealer Spielbedingungen. Nicht, daß das immer unvorteilhaft wäre: kleinere Macken unterhalten das Publikum, das bei Klassik ja nicht immer so viel zu lachen hat.<br />
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Ein Paradebeispiel war das Konzert zur Kammeroper, wo die Mezzospranistin in einer halsbrecherischen Koloraturorgie die falsche Abzweigung erwischte und abbrechen mußte. Sie bat mit einem charmanten Lächeln Publikum und Mitstreiter um Verzeihung, es wurde ohne viel Federlesen an einer geeigneten Stelle wieder begonnen, und sie erntete zuerst Gelächter und dann einen Riesenapplaus.<br />
In einer von Regengüssen interpunktierten Aufführung, wo der Chor offensichtlich den Wiederbeginn verschlafen hatte, mußte die gleiche Sängerin vergeblich nach ihrer Leibwache rufen, was sie mit einer improvisierten "Wo sind sie denn?"-Kadenz quittierte - das Publikum freute sich.<br />
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Als Streichquartett haben wir in diesem Sommer zwei Hochzeiten untermalt - beide auf malerischen Terrassen mit Seeblick. Im Juli brach mir vor dem Inselhotel mitten in Bachs Air die A-Saite, an Weiterspielen war nicht zu denken. Der Saitenwechsel wurde vom Bräutigam begeistert photographiert, als ich danach die Saite unter ordentlichem Gejaule etwas vordehnte, wurde ich gebeten, das für die Kinder nochmal zu wiederholen.<br />
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Die zweite Hochzeit fand Anfang September auf der Konzilterrasse statt - bei Windstärke vier. Grundsätzlich hat man für solche Fälle Wäscheklammern oder Magneten im Kasten, was aber nicht viel hilft, wenn es mitten im Mozart-Quartett die Notenständer umweht. Wehe dem, der in einer solchen Situation den Fuß vom Notenständerbein nimmt!<br />
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Ein Klassiker war auch das Engagement, Schuberts Ave Maria bei einer Taufersatzhandlung unter einem Baum mit der einfühlsamen Begleitung eines Ghettoblasters zu Gehör zu bringen - an einem lauschigen Dezemberabend; in diesem Fall ließen sich die stolzen Eltern dann doch auf eine Kompromißvorstellung im heimischen Wohnzimmer ein. Wer die balsamische Polarluft offensichtlich nicht goutierte, war der Täufling: der Schubert wurde zu einem nicht ganz so komponierten Duett…avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-48473665638376622542009-08-29T18:19:00.016+02:002009-09-01T23:49:37.542+02:00Ritorna a noi la calma - Serse mit ein bisschen Xerxes und vielen Stühlen im Konstanzer Rathaushof, 22. August 2009<a href="http://1.bp.blogspot.com/_jRulDf7uBC4/SplsXTK45NI/AAAAAAAAAA0/B_EfNuoOb2U/s1600-h/Serse+KN.jpg"><img style="margin: 0px 0px 10px 10px; width: 320px; float: right; height: 213px;" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5375446777782133970" alt="" src="http://1.bp.blogspot.com/_jRulDf7uBC4/SplsXTK45NI/AAAAAAAAAA0/B_EfNuoOb2U/s320/Serse+KN.jpg" border="0" /></a><br /><br />Viele Stühle, auf und vor der Bühne, ein kleiner Bonsai, bei dem man sich nicht wundert, dass ombra mai fu, und ganz wichtig unsere beiden Stühle direkt in der Auftrittschneise von Sängern und Orchester. Im Innenhof des Konstanzer Rathauses fühlt man sich auf Anhieb wohl, eine wunderbare Atmosphäre mit assai ombra für eine gelunge Opernsommernacht - und überraschend viel Ruhe, einzig ein paar Glöckchen und der Güterzug um 22:04 Uhr haben ein wenig vom Bühnengeschehen abgelenkt.<br /><br />Und da war eine Menge los, auf der Bühne. Vorneweg muss an dieser Stelle gesagt werden, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Händeloper nicht gelangweilt habe; das lag nicht nur daran, dass der Maestro <em><strong>Peter Bauer</strong></em> das Stück um eine knappe Stunde erleichtert hatte, sondern auch an der auf - und abtrittreichen Personenregie und am frischen Musizieren von Sängern und Orchester. Für den Großteil des Publikums sicher wichtig waren deutsche Rezitative als Handlungsstrang zwischen italienischer Arienseeligkeit, denen man nur in den seltensten Fällen anmerkte, dass sie artifiziert wurden.<br /><br /><em>Annette Wolf</em> ließ in der Ausstattung von <em>Jochen Diederichs</em> ein großes Stühlerücken veranstalten, was dem Inhalt der Oper - der mich immer noch an eine typische Daily Soap gemahnt - relativ gut steht - ob es nun immer ganz der dargestellten Theatralik und Plastizität bedurft hätte, nun gut das ist Geschmacksache, mir hat es größtenteils gefallen. Amastris darf den Bonsai des untreuen Xerxes zerfetzen, Atalanta ist ein Vamp mit einer Fick-mich-Palme auf dem Kopf und Romilda ein scheues blondes Rehlein. Rein dramaturgisch war es geschickt Elviro, den Sklaven, und die umtriebige Atalanta als Buffo-Duo dem Seria-Quartett aus Xerxes - Amastris und Arsamene - Romilda gegenüberzustellen. Warum Ariodate am Ende seine eigene Tochter angraben muss, verstehe ich nicht, aber vielleicht habe ich das ja auch nur wieder mal in den falschen Hals gekriegt.<br /><br />Das Sängerensemble wirkte in toto sehr harmonisch - besonders heraus stach die Romilda von <em><strong>Sirkka Lampimäki</strong></em>. Eine glockenreine Stimme, die seit dem Konzert des IOS Zürich im Jahr 2002 deutlich an Contour gewonnen hat, abzuwarten bleibt, ob die Stimme den Angriffen des Ensembleterrors der Helsinki Opera gewachsen ist. Beste Voraussetzungen hätte sie: Saubere Technik, minimale Registerschwierigkeiten. Dazu kommt, dass die blonde Finnin sich wunderbar in das Regiekonzept einfügte.<br />Das gilt auch für <em><strong>Camilla de Falleiro</strong></em> als Atalanta; sie pogt und fetzt über die Bühne wie ein Tier und ist der Clown der Aufführung - der Gesang hatte darunter freilich nicht zu leiden, zumal man ihr anmerkte, dass sie der barocken Stimmkultur eher verbunden ist. Auch hier eine sehr reine Stimme, die durchaus noch im Wachsen begriffen ist; was man ihr vorwerfen kann sind bisweilen kleine Intonationshänger in raschen Koloraturketten, aber das ist ab einem bestimmten Tempo nicht verwunderlich und schadet dem Hörvergnügen kaum.<br /><em><strong>Stephanie Firnkes</strong> </em>Amastris wirkt anfangs etwas blässlich, gewinnt im Laufe des Abends aber stark an stimmlicher Sicherheit und Farbe. Klang vieles zunächst etwas bemüht, fand sie zu einer Geläufigkeit, die ich ihr nach den Eindrücken der Bamberger Sommeroper (hat sie da im Abschlusskonzert nicht die Carmen gegeben?) nicht zugetraut hätte, ihr sozusagen ein ganz anderes Gesicht verlieh.<br /><em><strong>Eberhard Bendel</strong></em> gab eine soliden Ariodate mit einer Neigung zum hupenden Untersteuern, das bisweilen etwas an die Katamarane 400m entfernt erinnerte, für größere Rollen fehlt es der Stimme wohl etwas an Kern; erschwerend muss ich aber zugestehen, dass die Partie undankbar im Zwischenregister liegt. <em><strong>Alejandro Larraga Schleske</strong></em> singt den Elviro mit sehr viel Jugendlichkeit und Singfreude, bisweilen merkt man der Einbettung der Stimme ihre noch mangelnde technische Fürsorge an, die Stimme ist noch nicht sonderlich dicht, aber bei einem 24-Jährigen kann man das auch schlecht erwarten; in den lustigen Nibelungen in Zürich (IOS) hat er mir als Giselher fast ebenso gut gefallen wie als blumenspendender Diener Arsamenes.<br /><br />Die beiden Antipoden der Oper waren traditionell besetzt: Arsamene mit dem Counter <em><strong>Florian Mayr</strong></em>, der die in meinen Augen mangelnde Eignung des männlichen Stimmorganes für ein Höhentuning ohne vorherige Änderungen im Kehlkopfbereich vorführte. So sehr Arsamene sich bei Annette Wolf als kastrates Weichei aufspielen darf - muss er auch so klingen? Die Attacke in der höheren Lage wird da schnell zu einem kurzen Kreischen, das nicht nur an eine haltende U-Bahn erinnert, sondern die Tonhöhe auch mehr nach dem Schrohtflintenprinzip auslotet. Wenn man der Stimme Mayrs Zeit lässt, kann er seine Gestaltungsfähigkeit ausspielen und es macht durchaus Freude, ihm zuzuhören. Die Stimme ist nicht groß und auch nicht voll, sondern hat mehr eine staubige Helligkeit, die aber beeindruckendes Gestaltungspotential bietet.<br />Einen denkbar schlechten Start erwischte leider <em><strong>Kathrin Koch</strong></em> als Xerxes, das schattige "O" geriet ihr im Schlager der Oper als erste Ariennote einen kappen Halbton zu tief, leider hatte sie ihn so weit in der Stütze, das eine Korrektur nicht mehr möglich war. Ob dies nun an der nicht optimalen Vernehmbarkeit des Orchesters auf der Bühne lag oder nicht - Xerxes schien lange Zeit etwas geschockt und blieb blässlich; im Laufe des Abends begann er/sie aber sich freizulaufen und fand sich anfangs mit Mühe, dann mit spielerischer Leichtigkeit an seinem Platz unter dem Bonsai ein; auch wenn Kochs Stimme wenige strahlende Härte hat, sondern sehr viel Menschlichkeit, gelang ein furioses "Crude furie", das einen zum Ende der Oper noch einmal richtig aus dem Sitz hob.<br /><br />Der Chor war barock ausgedünnt und klang - auf den Seitenplätzen - etwas dürr, aber für die kleine Bühne und die kugelige Akkustik im Rathaushof war das auch ausreichend.<br /><br />Am Pult des kleinen Orchesters tat <em><strong>Peter Bauer</strong></em> gewohnt tempoaffin, schwungvoll und routiniert seinen Dienst. Barocke Fröhlichkeit mit heftigen Hab-Acht-Momenten gab der Partitur das zurück, was so viele Barockdirigenten ihr durch schauckeliges, ausdrucksloses Geschrubbe rauben: Opernhaftigkeit. Das Orchester rollte sich mit beachtlicher Präzision durch die händelschen Tonschlangen und vermochte es unter den Händen des Maestros, dem nicht immer abwechslungsreichen Musikgeschehen eine Leichtigkeit abzuringen, die einen mit vielen entsetzlich langen und langweiligen Händel-Abenden in den Opernhäusern dieser Welt aussöhnte.<br /><br />Bleibt zum Schluss den Maestro und sein ganzes Ensemble zu einem wirklich schönen Abend zu beglückwünschen, den man so gerne in Erinnerung behalten wird. Was brauchen wir Salzburg, wenn wir Konstanz haben?Sadikhttp://www.blogger.com/profile/15062217850503712552noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-14111909147817454072009-07-23T11:43:00.008+02:002009-08-05T13:11:41.467+02:00Konzertsaison 2009/2010Die Highlights der nächsten Saison aus den Programmen der Schubertiade Hohenems, des Orchesters St. Gallen, der Südwestdeutschen sowie der Tonhalle und des Zürcher Kammerorchesters. <br />Die aufgeführten Preise sind jeweils die der günstigsten Kategorie (damit wir mehr Konzerte besuchen können). <br /><br />Guckt es euch an, ich würde dann das Karten organisieren übernehmen, außer jemand will das unbedingt machen ;-)<br /><br /><span style="font-weight:bold;">Ab 20. August bin ich in Griechenland, die Karten für die Konzerte dieses Jahr würde ich gerne davor bestellen, Uchida, Perahia und Co. sind sicher sehr schnell ausverkauft. <span style="font-style:italic;"></span></span><br /><br />Außerdem gibt es noch ein paar Terminkollisionen, die höchst problematisch sind, vielleicht sollten wir im Mai allesamt in Kultururlaub gehen. <br /><br />27. September 2009: Matinée im ZKO-Haus - Ravel Quartett/Brahms Klavierquintett f-Moll - 40 Franken incl. Kaffee und Gipfeli. <br /><br />2. Oktober 2009: Heinrich Schiff/Hanna & Bruno Weinmeister/Südwestdeutsche Philharmonie - Schubert "Unvollendete"/Brahms-Doppelkonzert.<br /><br />4. Oktober 2009: Mitglieder des Tonhalle Orchesters - Brahms-Streichsextett Nr. 1/Mendelssohn-Oktett - 25 Franken. <br /><br />21./22./23. Oktober 2009: Tonhalle Orchester & Mitsuko Uchida - Beethoven Klavierkonzert Nr. 2 & Mahler 5. Symphonie - 25/40 Franken. <br /><br />21./22./23. Oktober 2009: Mona Asuka Ott/Südwestdeutsche Philharmonie - Chopin Klavierkonzert Nr. 1/Strawinsky "Feuervogel".<br /><br />18./20. November: Lilya Zilberstein/Südwestdeutsche Philharmonie - Ravel Klavierkonzert G-Dur/Dvorak Symphonie Nr. 8 "Englische".<br /><br />5. Dezember 2009: Gidon Kremer u.a. - Mahler Klavierquartett a-Moll/Brahms Quartett c-Moll/Schnittke Streichtrio - 16 Franken. <br /><br />9./10./11. Dezember 2009: Tonhalle Orchester & Murray Perahia unter Bernhard Haitink - Mozart Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll/Beethoven Patorale - 25 Franken. <br /><br />26. Januar 2010: New York Philharmonic & Yefim Bronfman in der Tonhalle - Prokofiev Klavierkonzert Nr. 2/Rachmaninov 2. Symphonie - 25 Franken. <br /><br />29. Januar 2010 - St. Galler Meisterzyklus-Konzert - Schostakowitsch Quartette 1 & 8/Schnittke Nr. 3/Beethoven op. 133 - 16/32 Franken. <br /><br />20./21. Februar 2010: Rudolf Buchbinder/Südwestdeutsche spielen Beethoven - alle Klavierkonzerte an zwei Abenden. <br /><br />21. März 2010: ZKO-Matinée - Schostakowitsch Quartett Nr. 12/Beethoven Rasumovsky Nr. 3 - 40 Franken incl. Kaffee und Gipfeli.<br /><br />24./26. März 2010: George Lazaridis/Südwestdeutsche - Strauß "Tod und Verklärung"/Brahms Klavierkonzert Nr. 2. <br /><br />30. März 2010: Viviane Hagner & ZKO - Schubert Rosamunde/Mozart Violinkonzert Nr. 4/Schönberg "Verklärte Nacht" - 16 Franken. <br /><br />14. April 2010: Tonhalle Orchester - Brahms 1. & 2. Symphonie - 25 Franken.<br /><br />15. April 2010: Tonhalle Orchester - Brahms 3. & 4. Symphonie - 25 Franken. <br /><br />5./6./7. Mai 2010: Tonhalle Orchester & Radu Lupu - Widmann Lied für Orchester/Schumann Klavierkonzert/Schostakowitsch 6. Symphonie - 25 Franken.<br /><br />7. Mai 2010: Meisterzyklus-Konzert St. Gallen - Jonathan Gilad/Viviane Hagner/Daniel Müller-Schott - Klaviertrios Beethoven Nr. 1/Mendelssohn Nr.2/Schubert Es-Dur - 16/32 Franken. <br /><br />8. Mai 2010: Lauma Skride/Südwestdeutsche - Chopin Klavierkonzert Nr. 2/Schumann Symphonie Nr. 2.<br /><br />10. Mai 2010: Pavel Haas Quartett/Danjulo Ishizaka - Dvorak "Amerikanisches"/Schubert-Quintett - 35 Euro (Schubertiade). <br /><br />15. Mai 2010: Kopatchinskaja/Gabetta/Sigfridsson - Haydn Zigeunertrio/Vasks/Schumann Klaviertrio Nr. 2 - 35 Euro (Schubertiade). <br /><br />16. Mai 2010: Yaara Tal/Andreas Groethuysen - u.a. Brahms Klavierkonzert Nr. 1 für vier Hände (!) - 35 Euro (Schubertiade).<br /><br />8. Juni 2010: Fazil Say/ZKO - Mendelssohn "Melusine"/Bach Klavierkonzert Nr. 1/Strawinsky Konzert in Es-Dur/Saint-Saens Klavierkonzert Nr. 2 - 16 Franken. <br /><br />20. Juni 2010: Quarteto Casals - Smetana "Aus meinem Leben"/Schubert "Der Tod und das Mädchen" - 35 Euro (Schubertiade). <br /><br />19./22./23. Juni 2010: ZKO - Schostakowitsch Streichersymphonie As-Dur/Schubert Rondo für Violine und Streichorchester/"Der Tod und das Mädchen" in der Fassung für Streichorchester von Mahler - 58 Franken. <br /><br />29. August 2010: Hagen Quartett - Schubert "Rosamunde"/Webern Quartettsatz/Grieg g-Moll - 39 Euro (frühzeitige Reservierung notwendig, in Hohenems ist alles extrem schnell ausverkauft).Holly Katzhttp://www.blogger.com/profile/08956843336373839588noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-24328660532100943052009-07-03T20:42:00.007+02:002009-07-03T21:27:01.677+02:00Siamesische Zwillinge am 17. Juni in ZürichGegen widrige Bedingungen kämpften wir, gegen Stau, Fieber, Schüttelfrost und nach allerlei Unappetitlichem riechenden Schweizerinnen auf dem Nebensitz - aber es hat sich gelohnt!<br />In einer hübschen, im Ganzen unauffälligen Inszenierung (Grischa Assagaroff) wurden in Zürich die siamesischen Zwillinge des Verismo vorgeführt: Mascangnis Cavaleria Rusticana und Leoncavallos I Pagliacci, in deutschen Breiten auch als "Der Bajazzo" bekannt.<br />In der ersten Hälfte zog einen die Santuzza von Paoletta Marrocu so sehr in den Bann, dass man Turiddu gar nicht verstehen kann, dass er die etwas blässliche Lola (Liliana Nikiteanu) lieber beleibt und beliebt - wo sie zwar ganz ordentlich, aber doch gar nicht "assai piu bella" sang; Marrocu sang mit einem warmen, fließenden und vollen Fluten, das einen eine der Stimmlage nach "höhere" Besetzung ideal erscheinen lässt - ich habe das so noch nie gehört, was heißen soll: so technisch gut und so unglaublich ergreifend habe ich das noch nie gehört. Da stört das kläffende Stentoreinlagengehabe von Cheyenne Davidson als Alfio kaum, und Mamma Lucia ist eine Rolle, die den sängerischen Fähigkeiten von Irene Friedli abgemessen ist.<br />Ebenbürtig neben Maroccu stand als Bindegleid zwischen den Zwillingen Jose Cura: Sein Turiddu überzeugt durch eine für ihn untypisch präzise Stimmführung, Artikulation und Intonation, dass man sich fragen muss: Warum nicht immer so? Es zahlt sich offenbar aus, dass Cura seine Stimme nicht durch 60 Abende im Jahr quält, sondern sich auf 25 beschränkt. Und: Den Turiddu kann er, ihn hat er einstudiert - so kann man seinen Gesang auch außerhalb der "Gassenhauer" genießen. All das gilt in gleichem Umfang auch für seine Interpratation des Canio in Leoncavallos Eifersuchtsgeschichte: Er legt diese Rolle anderst an als die des Turiddu, verblüffend, welche Unterschiede er zu erzeugen weiß! Und: Wenn er muss, kann er hintergründig werden, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen, ohne die Grenzen des Schöngesangs zu sprengen. Auch hier zahlt sich eine Stimmreifung aus, die gerade im Vergleich zum Decca-Bajazzo frappant ist.<br />Als Nedda steht im Fiorenza Cedolins zur Seite, die eine etwas gealterte Nedda singt und an den Canio nicht herankommt. Hier und da etwas Rotz im Register, die Stütze wackelig und im Piano am dem G doch ein ziemliches Flackern in der Stimme, in toto aber trotzdem so gut, dass der Eindruck des Abends nicht gestört werden kann.<br />Carlo Guelfi als Tonio ist auch dämonisch, sein Prologo ist ein Höhepunkt des Abends. Eine sicher geführte, nicht sehr große, aber wunderbar dichte Baritonstimme - wir alle erinnern uns gerne an Giorgio Zancanaro, und sagen uns: Herr Guelfi ist auf dem richtigen Weg.<br />Solide aber mehr auf Ensembleniveau bewegt sich Gabriel Bermudez Silvio, ein Piano ist nur unter knödelndem Quetschen möglich und: Man kann hohe Töne auch leise singen und vor allem mit der richtigen Tonhöhe. Geschieht im Recht, dass er am Schluss erstochen wird. Also Silvio, nicht Bermudez.<br />Wie immer absolute Weltklasse der Pepe von Boiko Zvetanov, der an Lautstärke immer noch alle Bühnenteilnehmer übertrifft, ebenso an Körperfülle - belassen wir es bei diesen Aussagen.<br /><br />Am Pult agierte Stefano Ranzani im Ganzen überaus glücklich, der Kontakt zur Bühne war vorbildlich, da wird niemand gehetzt und gedrängt, oder gar ausgehungert: Völlig orgnanisches, gemeinsames Musizieren - man merkt eben doch, wer Operndirigent ist und den Text mitsprechen kann. Auch das war in Zürich in letzter Zeit nicht immer selbstverständlich (mit hoffnungsvollem Blick auf Fabio Luisi).<br />Der von Jürg Hämmerli einstudierte Chor sang ordentlich und bekam diesesmal die Fuge am Beginn der Pagliacci sogar auf die Reihe, ohne über die eigenen Füße zu stolpern.<br /><br />Wir konnten die Oper gut durchgenässt und mit leichten Vergasungserscheinungen verlassen. Wie gut, dass die Klimaanlage überholt werden soll.<br />(Für mehr Informationen bitte: http://opernhaustv.eviscomedia.com/media.1007.html )Sadikhttp://www.blogger.com/profile/15062217850503712552noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-64870561170972594402009-07-03T13:05:00.013+02:002009-07-04T02:45:27.916+02:00Ojgn...?<a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sk3mGAcG92I/AAAAAAAAAW4/4nUeluYhwmE/s1600-h/xerx.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 300px; height: 188px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sk3mGAcG92I/AAAAAAAAAW4/4nUeluYhwmE/s400/xerx.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5354188522884888418" border="0" /></a><br />Augen sind in dieser Saison schwer zu finden. Bregenz setzt diesmal auf eine dezent skalpierte <a href="http://www.bregenzerfestspiele.com/de/files/images/aida09_01.jpg">Sexploitation-Optik</a> (ab 22.7.), während die Kammeroper Konstanz den schwarzen Balken in filigraner Form neuinterpretiert (s.o.).<br />Auch in der AStA-Kulturnacht mußte man besonders darauf hinweisen, daß nicht etwa der "schwarze Eugen" jiddisch besungen wurde.<br /><br />Um zum eigentlichen Zweck dieses Beitrags zu kommen: <span style="font-style: italic;"><a href="http://rathausoper.de/">Xerxes</a></span> von Händel wird im Rathaushof am 19./21./22./24./26. August zu Gehör gebracht und dem Auge dargeboten; am 9. August gibt es eine <i>Händeliade</i> im Wessenberghof als Apero. Nicht nur für Baumumarmer!avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-19652453016447850492009-04-21T23:00:00.007+02:002009-04-28T22:08:09.312+02:00Philharmonisches Konzert mit Live-Kommentaren<div>Da wir uns im Tag geirrt hatten, hätten wir den "frechen Dreier", bestehend aus Liszts erstem, Rachmaninovs zweitem und Beethovens fünftem Klavierkonzert beinahe verpasst.</div><div>Nach einem Besuch bei unserer wieder eröffneten Lieblingseisdiele statteten wir dem Konzil spontan doch noch einen Besuch ab. Vom Vorraum des Saales konnten wir zumindest Beethovens kaiserlichem Konzert fast von Anfang an lauschen. Anmerkung: dies soll keine Einladung dazu sein, kein Geld mehr für die Philharmonie auszugeben, zumal das Orchester bei der ohnehin schon gedämpften Akustik durch die Glastüre kaum durchdrang! Der Pianist (es waren an diesem Abend drei Pianisten) spielte in unseren Augen etwas matschig und schien eher auf Effekthascherei anstatt Musikalität aus zu sein. Einige Temposchwankungen und Holzbläserunreinheiten, ansonsten war es nett, das Monumentalwerk mal als Außenstehender zu genießen - und live darüber zu lästern.</div><div><br /></div><div>Ein Orchestermitglied merkte später an, dass es im Konzil aufgrund der miserablen Aksutik ohnehin keine Rolle spiele, ob man vor oder hinter der Glastür der Musik lauscht - ein weiteres Argument für das in Klein-Venedig geplante Konzerthaus!</div>Ruth & Ollihttp://www.blogger.com/profile/06468907436654547742noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-79758981793527105122009-04-20T14:37:00.003+02:002009-04-20T14:52:18.711+02:00Etwas verspätet: die Johannespassion in der Lutherkirche KonstanzErkenntnis: man kann seine Blogeinträge auch so lange vor sich herschieben, bis man sich an das Konzert kaum mehr erinnern kann.<br />Verschiedene Roktettmitglieder haben am Karfreitag die Johannespassion in der Konstanzer Lutherkirche besucht, in Erinnerung geblieben sind gewisse Unstimmigkeiten beim Chor (manch einer war im Text ab und zu eine Silbe voraus bzw. hinterher), nervöse Musiker, wobei ich beim besten Willen nicht mehr weiß, um welche Instrumente es sich genau handelte, und solide Solisten. In die Korrektur des "Programmheftes" dürfte ein bisschen mehr Zeit investiert werden, nicht alles, was da geschrieben stand, lässt sich mit nicht ganz zeitgemäßem Deutsch entschuldigen.<br />Überhaupt - die Texte: es hätte nicht verwundert, wäre es nach der äußerst vielfältigen Verunglimpfung von Jesus' jüdischen Glaubensbrüdern und -schwestern zu einiger Aufruhr gekommen, in meiner naiven Unwissenheit fand ich einige Sätze doch nicht ganz tragbar.<br />Wie wär's also mal mit einem neuen Text für die Johannespassion?<br />Allerdings drängte sich ohnehin die Vermutung auf, dass ein großer Teil des Publikums diese Veranstaltung NICHT wegen der Musik besuchte.<br /><br />Letztes Fazit eines wunderbar durchschnittlichen Abends: die Kellnerin unseres nach-konzertlichen Lieblings-Etablissements verdient bald einmal einen eigenen Blog-Eintrag. Sinophilen Madrilenen liefen die Tränen übers Gesicht und eine gewisse Historikerin wurde von der Dame mehrfach jovial schmerzhaft in die Seite geboxt, während sie mit einem höchst amüsierten Jung-Regisseur ernsthafte Diskussionen über den Genuss bröseliger Brötchen führte, das geht so nicht!Holly Katzhttp://www.blogger.com/profile/08956843336373839588noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-16256279844322730432009-04-15T00:18:00.013+02:002009-05-04T18:31:50.898+02:00Theologische Zwickmühle<a style="" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SeUPC_oD36I/AAAAAAAAAWY/J3lVOY6vTco/s1600-h/isenheimer.jpg"><img style="margin: 0pt 0pt 10px 10px; float: right; cursor: pointer; width: 200px; height: 332px;" src="http://2.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SeUPC_oD36I/AAAAAAAAAWY/J3lVOY6vTco/s400/isenheimer.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5324678678549094306" border="0" /></a>Für alle, die Karfreitag abend nicht in der Johannespassion waren (wie war die eigentlich?), gab es morgens im Gottesdienst die Passion für Eilige: Alle Choräle mit Lesungen des Pfarrers dazwischen.<br />Bach-Choräle morgens um 10 a cappella sind eine heikle Sache, man schlug sich wacker und sackte nicht allzu tief. Wie hieß es schon in meinem Karlsruher Kirchenchor:<br /><span style="margin-left: 2em; font-style: italic;">Wer dem Chor am Sonntagmorgen vertraut,</span><br /><span style="margin-left: 2em; font-style: italic;">der hat auf reinen Sand gebaut…</span><br /><br />Zwei Anmerkungen zur Lesung:<br />"Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben <span style="font-style: italic;">mich dir</span> überantwortet", kann im Eifer des Gefechts ja passieren. Ein kurzer, nicht völlig unwichtiger Satz fehlte mir aber doch:<br /><span style="margin-left: 2em; font-style: italic;">Und neigte das Haupt und verschied.</span><br /><br />Was ist dann eigentlich mit der Auferstehung?avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-22765368782345292092009-04-08T01:07:00.049+02:002009-05-04T18:29:19.572+02:00Mai Tosca alla scena più tragica fu!<a style="" onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SdvlXWzFCwI/AAAAAAAAAVQ/LIesIR5z0VM/s1600-h/tosca1.jpg"><img style="margin: 0pt 0pt 10px 10px; float: right; cursor: pointer; width: 280px; height: 254px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SdvlXWzFCwI/AAAAAAAAAVQ/LIesIR5z0VM/s320/tosca1.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5322099574087944962" border="0" /></a><br /><span style="font-style: italic; margin-left: 2em;">Seht das schöne Opernhaus,</span><br /><span style="font-style: italic; margin-left: 2em;">sieht es nicht phantastisch aus?</span><br />Nachdem mich mein Bürotenor den halben Morgen mit <span style="font-style: italic;">segmentation faults</span> aufgezogen hatte, zog ich äußerst erwartungsfroh nach Zürich, wo gestern abend unter anderem Tenöre gefoltert wurden.<br />Die Bregenzer Tosca im letzten Sommer gab ja <a href="http://roktett.blogspot.com/2008/08/melodramma-eroi-comico-mit-obligatem.html">genügend Stoff</a> für Lästermäuler wie mich; der heutige Beitrag wird dagegen nicht einfach. In summa klappte einem ab dem ersten Takt die Kinnlade herunter und wurde beim Schlußvorhang wieder aufgesammelt.<br /><br />Das einzige große Auge des Abends wurde im dritten Akt von Cavaradossi mit Kreide an die Mauer gekritzelt (s.u.): von high tech konnte keine Rede sein. Dafür gab es dichtes Kammerspiel auf angenehm kleiner Bühne und die gewohnt phänomenale Zürcher Akustik.<br />Gegen die Inszenierung (Robert Carson) konnte man nicht viel sagen, aufregend war sie aber auch nicht. Sie erschöpft sich eigentlich in der Idee eines Theaters auf dem Theater, die Szene ist im Parkett, hinter dem Brandschutzvorhang, oder mit Blick über die Proszeniumslichter in einen gähnend schwarzen Zuschauerraum, in den sich Tosca am Schluß mit einem anmutigen Hüpfer verabschieden darf.<br />Alles dreht sich um Tosca, die Madonna, Primadonna, Angebetete je nach Bedarf verkörpern muß. Programmhefte mit ihrem Konterfei dienen als Requisit, gelegentlich auch als erotische Vorlage, das ist praktisch und spart Kosten. Autogramme werden auch gleich auf der Bühne gegeben.<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://3.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sdy2vEf4ckI/AAAAAAAAAVo/MSO5Owe_PhY/s1600-h/tosca3.jpg"><img style="margin: 10px 10px 10px 0pt; float: left; cursor: pointer; width: 280px; height: 218px;" src="http://3.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sdy2vEf4ckI/AAAAAAAAAVo/MSO5Owe_PhY/s400/tosca3.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5322329779422655042" border="0" /></a>Daneben läßt die Inszenierung den Sängern mächtig Freiraum, was insbesondere beim Showdown Tosca-Scarpia im 2. Akt nicht schlecht war.<br />Emily Magee spielte eine strahlende launische Diva mit Momenten großer Tragik. Nebenbei ein Lob an die Kostümabteilung, die ihr Teil zum großen Auftritt beitrug - allerdings war das Negligé im zweiten Finale etwas knapp angesichts der mörderischen Anstrengungen, man fürchtete um Magees Dekolleté. Ihre Angewohnheit, beim Beten und Flehen die Arme etwas ulkig in der Luft zu verrenken, wirkte angesichts des lapisblauen Abendkleides manchmal wie eine Yves Klein-Performance. Überhaupt das Kleid: Nach vollbrachtem Mord mußte es wieder angezogen werden, was ein ziemliches Gefummel war. Als echter Kavalier hätte Hampson eigentlich auferstehen und helfen können! Passenderweise verlängerte sich die Umbauphase zum dritten Akt, weil "etwas klemmte". Was genau, wurde verschwiegen…<br />Thomas Hampson gab seine Rolle als gegelter Unsympath im Smoking mit enormer physischer Präsenz, vom säulenumrahmten Auftritt in luftiger Höhe bis zum gewalttätigen Ableben. Sein spöttisch nachgeschobener Applaus nach dem "<span style="font-style: italic;">Vissi d'arte</span>" war einer der besten Regieeinfälle.<br />Jonas Kaufmann hing wahlweise leidend auf der Bühne herum oder herzte La Magee, aber mehr muß ein Cavaradossi ja auch nicht machen.<br /><div style="text-align: center;"><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SdvlkhrYJuI/AAAAAAAAAVg/BFZr97GLbio/s1600-h/tosca2.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 400px; height: 231px;" src="http://4.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/SdvlkhrYJuI/AAAAAAAAAVg/BFZr97GLbio/s400/tosca2.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5322099800346732258" border="0" /></a><span style="font-size:85%;">Die Damen und Herren Kaufmann, Carignani, Magee, Hampson etc. Bravi!</span><br /></div><br />Musikalisch hatte man am Anfang des ersten Aktes leichte Anlaufschwierigkeiten: Kaufmann im Piano-Brustregister und mit einem winzigen Kiekser, Magee fehlte in der "<span style="font-style: italic;">Non la sospiri la nostra casetta…</span>"-Passage die Geläufigkeit und auch ein bißchen die Kontrolle. Hampson war beim "<span style="font-style: italic;">Va Tosca … Te Deum</span>" noch etwas zu leise. Scarpia fällt einfach nicht ins lyrische Baritonfach, und die Arie ist auch stimmlich eine brutale schwarze Machtdemonstration.<br />Der zweite Akt lag Hampson deutlich besser. Scarpia ist nicht nur brutal: ein eiskalter Verführer und perverser Manipulator. Der große Don Giovanni Hampson kann da alle Register ziehen.<br />Magee war etwas herb in den tieferen Lagen, dafür aber stark, weich und sicher in den Höhen. Dabei scheute sie nicht die gelegentliche kalkulierte Unschönheit: Ihr heiseres "<i>E avanti a lui tremava tutta Roma</i>" jagte einem Schauer über den Rücken. Ein überzeugendes Rollendebut.<br />Kaufmanns lyrisch-baritonal gefärbter Tenor paßt gut sowohl zu Puccini als auch zu Magees Stimmcharakter. Er nutzte seinen beträchtlichen dynamischen Ambitus mal wieder voll aus, vom hauchdünnen, etwas artifiziellen Pianissimo in "<span style="font-style: italic;">E lucevan le stelle</span>" zum gepflegten Vittoria-Brüller, der einen auch im 2. Rang noch gehörig föhnte.<br />Das Opernorchester tat dazu sein Bestes, mit wuchtigem Schlagwerk und erstklassigen Orchestersolisten. Paolo Carignanis Dirigat war zügig und glücklicherweise relativ unsentimental. Die Arien wurden ohne viel Federlesen abgewickelt: gerade Magee hätte beim "<span style="font-style: italic;">Vissi d'arte</span>" anscheinend gerne mehr Zeit gehabt, wurde aber freundlich-bestimmt zurück ins Tempo befördert. Das wirklich Beeindruckende des Abends waren aber die Ensembleszenen mit teilweise orgiastischer Klangentwicklung. Die gehört sich ja auch bei Puccini.<br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="http://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sd4GXuyWPeI/AAAAAAAAAV4/yYyx6IXCFVY/s1600-h/tosca4.jpg"><img style="margin: 0px auto 10px; display: block; text-align: center; cursor: pointer; width: 320px; height: 221px;" src="http://1.bp.blogspot.com/_jXPt1nyELL8/Sd4GXuyWPeI/AAAAAAAAAV4/yYyx6IXCFVY/s320/tosca4.jpg" alt="" id="BLOGGER_PHOTO_ID_5322698814364466658" border="0" /></a>avocadoheadhttp://www.blogger.com/profile/12354769500516971265noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-53001492681440930742009-04-07T10:10:00.003+02:002009-04-07T10:28:30.050+02:00Für Kinder und andere höfliche Menschen - Haydn, Mendelssohn und Bruch in ZürichSonntagvormittag machten wir uns auf zur Kammermusik-Matinée in der Tonhalle, deren Publikum weiter unten Stoff für ausführliche Diskussionen geliefert hat. <br />Fakt: um Viertel nach elf scheinen tatsächlich höflichere Menschen ins Konzert zu gehen, was auch daran liegen könnte, dass die Musiker nicht ganz so berühmt waren wie das Hagen-Quartett (nein, wir sind nicht polemisch. Überhaupt nicht). <br />Mitglieder des Tonhalle-Orchesters spielten das zweisätzige Streichquartett von Joseph Haydn in d-Moll op. 103, solide, aber ohne größere Überraschungen, genaueres Feedback ist aufgrund des Allgemeinzustandes der in Zürich übernachtenden Roktett-Mitglieder (Müdigkeit, Krankheitserscheinungen) nicht mehr verfügbar - Martin, vielleicht solltest du mal bloggen?<br />Es folgten Mendelssohns vier Stücke für Streichquartett op. 81, der erste von vier eigentlich nicht zusammen gehörenden Sätzen für meinen Geschmack etwas zu geigenlastig, aber die Fuge weckte angenehme Erinnerungen an das Programm der Emersons in Hohenems.<br />Glanzstück des Vormittags war das lang erwartete und viel gerühmte Bruch-Oktett, das auch den letzten der müden Zuschauer erweckte und vor allem die kammermusikbegeisterten Kontrabassisten im Publikum glücklich machte, hatten sie doch auch endlich eine Identifikationsfigur. Das Programmheft erwähnt die Ungeheuerlichkeit, die Max Bruch sich geleistet hat, als er im Jahre 1920 als Zweiundachtzigjähriger nicht modern komponierte, sondern unbeirrt an der Romantik festhielt, und dem Fazit von Jens-Peter Schütte schließen wir uns mit Vehemenz an: "von solcher Frische, solcher Leidenschaft und solchem Feuer hätten sich selbst manche Vertreter der neuen Musik eine Scheibe abschneiden können."<br />Jawohl!<br /><br />Erwähnung finden sollte zu guter Letzt die Existenz einer Kindermatinée, die den Eltern erlaubt, in Ruhe dem Konzert zu lauschen, während die Kinder wohl hinter der Bühne altersgerecht in die Stücke eingeführt werden und dazu malen dürfen. Dies führt dazu, dass vierjährige Mädchen in pinken Kleidchen nach dem Konzert in der Schlange vor der Toilette mit Frau Mama über Mendelssohn philosophieren - sehr charmant!Holly Katzhttp://www.blogger.com/profile/08956843336373839588noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-33674890476324679132009-04-05T17:18:00.004+02:002009-04-05T18:00:29.154+02:00Von Muse und Mammon<div align="justify">Unabhängig davon, wie ich selbst über Leute denke, die sich während einer musikalischen Veranstaltung ohne ersichtlichen Grund daneben benehmen, muss ich sagen, dass bis zum letzten regulären Ton einer Veranstaltung gewisse Grundlagen der Höflichkeit gelten, die schlichweg nicht abdingbar sind: Keine Geräusche, nur in Notfällen aufstehen, zuhören.<br />Mit dem Verklingen des letzten Tones steht es aber jedem frei, seine Meinung über die Veranstaltung in welcher Form auch immer zum Ausdruck zu bringen: Trillerpfeife, "Buhhuhuhuh", Aufstehen und Gehen, Begeistertes Klatschen. Das sind die Regeln, auf die lässt sich jedermann ein, wenn er einen Konzertsaal oder ein Opernhaus betritt. Das gilt insbesondere auch für die Künstler, die als Dienstleister von dieser Möglichkeit leben, ohne bei Schlechtleistung Minderungsansprüchen an ihrer Gage ausgesetzt zu sein!<br /><br />Es steht dann natürlich auch jedermann - also Künstlern wie Besuchern - frei, sich über ein bestimmtes Publikum entsprechend zu äußern und es notfalls mit dem Entzug der eigenen Anwesenheit zu bestrafen. Ich für meinen Teil habe entschieden, mir den Staub der meisten personellen Auditorien von den Füßen wischen und lediglich im Extremfall mein eigenes Missfallen gegenüber bestimmten Verhaltensformen deutlichst zum Ausdruck zu bringen.<br /><br />Davon zu trennen ist die Frage, wie Kunst bezahlt wird, und ob man für das Stattfinden von Kunst nicht die Anwesenheit eines kunstfernen Oberschichtenprekareats in Kauf nehmen muss.<br />In Deutschland wird die Kunst mit Steuergeldern bezahlt, das heißt wenn wir in der Deutschen Oper Berlin oder in der Berliner Philharmonie eine Karte für 15 EUR kaufen, zaht der Steuerzahler daran 85 EUR, um die Kosten des Veranstaltungsbetriebes zu decken. Demnach finanzieren in Deutschland und im extremsten Maße in Berlin etwa 5 - 7 % der Steuerzahler 85 % des musikalischen Vergnügens. Es kommen nur die, die wollen und die meisten bleiben weg. Dieses System ist weltweit einmalig und oft einer mehr oder minder berechtigen Kritik unterworfen - nichtsdestotrotz bin ich sein größter Anhänger und Verfechter. Allerdings weiß niemand, wie lange dieses System aufrechterhalten werden kann.<br /><br />In allen anderen Ländern dieser Welt muss Kunst von den Menschen bezahlt werden, die sie besuchen. Und weil Kunst teuer ist - besonders der Erhalt von Gebäuden und die Gagen der Künstler - muss es Leute geben, die bereit sind, viel für Kunst zu bezahlen und das auch können, unabhängig davon, ob sie irgendetwas davon verstehen oder mit welcher Motivation sie die Veranstaltung aufsuchen - sonst fände Kunst nämlich schlicht und einfach nicht statt. Dabei werden in Zürich die Preise so kalkuliert, dass die reichen Kulturbanausen soviel bezahlen, dass es auch günstigere Plätze geben kann. Wenn wir das Hagenquartett für 35 SFR hören, muss der dicke Zuspätkommer mind. 75 SFR abdrücken, weil sonst das Hagenquartett schlicht nicht da wäre. Und nicht einmal das ist kostendeckend, sondern die Veranstaltungen werden von weiteren gönnerischen Kulturbanausen und Abonnenten subventionniert, die lieber gleich richtige Kunst hören als gar keine, welche Motivation auch immer dahinter stecken mag.<br /><br />Deshalb ziehe ich es vor, mit einem Haufen Banausen einen zumindest musikalisch hervorragenden Abend zu erleben, als zu Hause vor der Stereoanlage von schönen Konzerten träumen zu müssen, weil diese in greifbarer Nähe schlicht nicht stattfinden.</div>Sadikhttp://www.blogger.com/profile/15062217850503712552noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-4129284911247522145.post-75112561810443194012009-04-04T13:16:00.001+02:002009-04-04T13:17:30.794+02:00Das Geschäft mit der Kunst<div>Die Tonhalle Zürich ist doch immer wieder eine Enttäuschung wegen ihres schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Sicherlich haben schon andere Roktett-Mitglieder mehr Konzertsäle besucht als der Autor dieses Kommentars, jedoch gibt es Dinge, die in einem solch renommierten Konzerthaus nicht auf der Tagesordnung stehen sollten.</div><div>Im großen Saal dröhnt die Klimaanlage vehement in jedes Pianissimo und keiner kümmert sich darum. Ist die Tonhalle trotz aller Gönner zu arm für ein Upgrade?</div><div>Für Programme des Tonhalle-Orchesters muss man zusätzlich zum vergleichsweise hohen Eintrittspreis noch ein paar Franken hinblättern und wird noch blöd angemacht, wenn man fragt, ob man in Euro bezahlen kann. Ein Hoch auf das Zürcher Kammerorchester!</div><div>Zwei Drittel der Besucher scheinen sich mehr um ihren Kleidungsstil und ihr Auftreten Gedanken zu machen als um die Kunst, was sich in höchst unangemessenem Verhalten gegenüber den restlichen - interessierten - Besuchern und der Künstler auswirkt. Besucher, die versuchen, das ihnen dargebotene nachzuvollziehen oder einfach nur zu genießen.</div><div>Es wird geklatscht, wenn die Bögen der Quartettspieler noch in gespannter Position nach einem lyrischen langsamen Satz verharren; es wird geratscht, gehustet und mit den Programmheften rumgespielt. Es kommen Leute nach der Pause zu spät in den Saal und trampeln durch das Publikum, als wären sie selbst der wichtigste Teil des Abends.</div><div>Die Höhe ist es, wenn sich die Künstler das zweite Mal verbeugen und ein Drittel des Publikums aufsteht und den Saal verlässt. Wie unhöflich den Künstlern gegenüber und auch den Leuten, die vielleicht auf eine Zugabe hoffen. Dass das Hagen-Quartett unter den Umständen noch eine spielte, fand ich verblüffend. Als die Zugabe anfing konnten sich die "Gehenden" nicht entscheiden, ob sie zur Türe hinausgehen oder doch noch stehen bleiben. Geht es da noch um die Kunst?</div><div>Es geht darum, möglichst schnell an der Garderobe zu sein. Als weiteren Grund fallen mir zu erreichende Züge ein, mehr auch nicht. Wenn es mehr schlüssige Gründe für das Verhalten gibt, so erzählt sie mir bitte, vielleicht habe ich dann mehr Verständnis. Wenn jemand zu einem Konzert geht, sollte er damit rechnen, dass es auch ein paar Minuten länger dauern kann bzw. warum sich nicht darüber freuen? Das gilt auch für Abonnenten! Nicht gar besonders für diese?</div><div>Oder warum ist es anderorts möglich, sein Konzert - oftmals mit sogar mehr Besuchern - mit mehr Ruhe zu genießen? Orte, bei denen man das Gefühl hat, dass die Besucher für die Musik kommen und nicht um sich selbst darzustellen.</div>Ruth & Ollihttp://www.blogger.com/profile/06468907436654547742noreply@blogger.com1