Samstag, 4. April 2009

Das Geschäft mit der Kunst

Die Tonhalle Zürich ist doch immer wieder eine Enttäuschung wegen ihres schlechten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Sicherlich haben schon andere Roktett-Mitglieder mehr Konzertsäle besucht als der Autor dieses Kommentars, jedoch gibt es Dinge, die in einem solch renommierten Konzerthaus nicht auf der Tagesordnung stehen sollten.
Im großen Saal dröhnt die Klimaanlage vehement in jedes Pianissimo und keiner kümmert sich darum. Ist die Tonhalle trotz aller Gönner zu arm für ein Upgrade?
Für Programme des Tonhalle-Orchesters muss man zusätzlich zum vergleichsweise hohen Eintrittspreis noch ein paar Franken hinblättern und wird noch blöd angemacht, wenn man fragt, ob man in Euro bezahlen kann. Ein Hoch auf das Zürcher Kammerorchester!
Zwei Drittel der Besucher scheinen sich mehr um ihren Kleidungsstil und ihr Auftreten Gedanken zu machen als um die Kunst, was sich in höchst unangemessenem Verhalten gegenüber den restlichen - interessierten -  Besuchern und der Künstler auswirkt. Besucher, die versuchen, das ihnen dargebotene nachzuvollziehen oder einfach nur zu genießen.
Es wird geklatscht, wenn die Bögen der Quartettspieler noch in gespannter Position nach einem lyrischen langsamen Satz verharren; es wird geratscht, gehustet und mit den Programmheften rumgespielt. Es kommen Leute nach der Pause zu spät in den Saal und trampeln durch das Publikum, als wären sie selbst der wichtigste Teil des Abends.
Die Höhe ist es, wenn sich die Künstler das zweite Mal verbeugen und ein Drittel des Publikums aufsteht und den Saal verlässt. Wie unhöflich den Künstlern gegenüber und auch den Leuten, die vielleicht auf eine Zugabe hoffen. Dass das Hagen-Quartett unter den Umständen noch eine spielte, fand ich verblüffend. Als die Zugabe anfing konnten sich die "Gehenden" nicht entscheiden, ob sie zur Türe hinausgehen oder doch noch stehen bleiben. Geht es da noch um die Kunst?
Es geht darum, möglichst schnell an der Garderobe zu sein. Als weiteren Grund fallen mir zu erreichende Züge ein, mehr auch nicht. Wenn es mehr schlüssige Gründe für das Verhalten gibt, so erzählt sie mir bitte, vielleicht habe ich dann mehr Verständnis. Wenn jemand zu einem Konzert geht, sollte er damit rechnen, dass es auch ein paar Minuten länger dauern kann bzw. warum sich nicht darüber freuen? Das gilt auch für Abonnenten! Nicht gar besonders für diese?
Oder warum ist es anderorts möglich, sein Konzert - oftmals mit sogar mehr Besuchern - mit mehr Ruhe zu genießen? Orte, bei denen man das Gefühl hat, dass die Besucher für die Musik kommen und nicht um sich selbst darzustellen.

1 Kommentar:

avocadohead hat gesagt…

Hmmm ... unter der Galerie sind alle Geräusche (mit Ausnahme des Streichquartettes) nun aber auch besonders laut, und nicht jeder kann so konzerterfahren diskret niesen wie unser geschätzter Sadik.
Das laute Schneuzen in langsamen Beethoven-Sätzen sollte man allerdings mit dem Tode bestrafen!