Dienstag, 31. März 2009

Umzug

Liebes Roktett und Freunde!
Die Homepage wechselt den Provider und könnte in den nächsten Tagen nicht unter roktett.de erreichbar sein, ebenso die dazugehörigen eMail-Adressen. Temporär findet man die Seite unter Goneos Webtest-Adresse. Dafür haben wir danach luxuriöse 750 MB Speicher, PHP und angeblich ökostrombetriebene Server. Das Blog ist selbstverständlich nicht betroffen, da blogspot-gehostet.

Viele Grüße
der fette Mezzo

PS: Was für ein abstoßend technoider Beitrag!

Sonntag, 15. März 2009

Frischer Brei vom Zug geschüttelt - Konzert der Wildwestdeutschen Philharmonie am 15.03.2009, Konzil Konstanz


Das Programm schien gar entzückend. Der Rahmen und die Begleitung waren nett. Es gab Getränke in der Pause. Man konnte vom Platz die angestrahlte Imperia ihre Vorzüge ausdrehen sehen.

Beethoven Coriolan Ouvertüre mit viel optischer Verve, matten Linien und viel Geräusch in den Bläsern, angekommen ist immer wieder ein Harfenarpeggio, obwohl in der Partitur keine Harfe notiert ist.
Prokofieff Klavierkonzert Nr. 3, der Painist (Dmitri Demiashkin) gab sich Mühe, spielte fehlerfrei. Mehr lässt sich nicht sagen. Im Orchester immer wieder undefinierbare Geräusche auch wenn der Zug nicht vorbeifuhr. Die Cellogruppe legte zwei Läufe hin, die so sicher nicht notiert waren - Klangcluster in 1/4 Tonsequenzen haben erst Nono und Boulez salonfähig gemacht.
Schostakowitsch Symphonie Nr. 5 ist nicht gerade das attraktivste Stück des Komponisten, viel Krach und Blech, und das kam selten pünktlich und gut, Harfe war hier immerhin notiert. Aber dennoch einige innige Momente zwischen den Sätzen. Wenn der erste Geiger in seinem Solo mehr als zehn richtige Töne getroffen hat, gebe ich beim nächsten Konzert einen aus.

Eindrucksvoll das Schnauben und Stöhnen des Dirigenten Mikhail Agrest, man hätte ihn darauf hinweisen können, das die Akkustik im oberen Konzilsaal zwar schlechter ist als auf einem Tennisplatz, dass man aber menschliche Nebengeräusche dennoch gut wahrnimmt, ganz besonders, wenn sie so obszön sind. Aber Mühe hat er sich gegeben.

Wir danken für einen unterhaltsamen Sonntagspätnachmittag, die Stücke waren interessant, ein bisschen sehr zäh dargeboten, aber das lag wahrscheinlich am Wetter. Bald mal wieder auf ein Neues, schließlich versuchen die Bodenseevielharmoniker ihr Bestes zu geben. Das muss man unterstützen. Rhythmischer Beilaus und Abfall.

Montag, 9. März 2009

Mehr Baß, bitte! Ein paar Emersons in St. Gallen

Ende Januar hatte David Finckel einen Bandscheibenvorfall. Das Emerson String Quartet betrachtet sich als künstlerische Einheit und spielt ohne ihn nicht im Quartettbesetzung. Schwere Zeiten für ein Streichquartett. Laut Programmheft: "Die Musiker machen aber aus der Not eine Tugend und stellen solistisch sowie in Duo- und Trioformation faszinierende Kammermusikwerke vor, die ansonsten von solch hochkarätigen Musikern schwerlich (sic!) im Konzert zu hören sind."
Trotz allen Faszinierens ist Kammermusik ohne Baß immer eine harmonisch kopflastige Angelegenheit, es gibt nicht ohne Grund nur wenig und selten aufgeführte Literatur, und die ist auch eher für den Hausgebrauch.
Zudem war das Programm des Emerson String Trios mit Ralph Kirshbaum ungefähr ähnlich konsistent wie ein Kammermusikabend der Musikschule Hintertupfingen, wenn auch besser gespielt: eine Auswahl aus Bartóks Violinduetten und das Dvořák-Terzett, garniert mit Bachs Chaconne für ein wenig Virtuosentum. Die zweite Hälfte wartete mit einen umfangreichen und tatsächlich sehr schönen Mozart-Divertimento für Streichtrio auf - da sieht man, was ein Cello ausmachen kann.
Mr. Drucker kann eindrücklich über die Bachsche Chaconne schreiben und hat die Partiten ja anscheinend auch eingespielt - seine Interpretation am Freitag wirkte nicht sehr souverän, lückenbüßerisch, "ein bißchen zu groß". Überhaupt schien "Mein Name ist Eugen" Drucker ziemlich außer Form - das ging von etlichen intonatorischen Unsicherheiten bis zum konsequent verpatzten Trillerlauf bei Mozart, wo er immerhin drei Versuche gehabt hätte. Müde sah er aus, massierte sich zwischendurch immer wieder die Finger der linken Hand. Sein Co-Primgeiger Setzer im egalitären Emerson Quartett war dagegen ziemlich unterbeschäftigt. Sollte Drucker auch noch ausfallen, müssen Setzer und Dutton dann Duett-Abende mit Haydn und Mozart geben?
Bach-Partiten höre ich auch lieber in Gänze. Statt der Chaconne hätte ich mir von Kirshbaum und Dutton die "obligaten Augengläser" gewünscht - wozu engagiert man einen Weltklasse-Ersatzcellisten, wenn man ihn nicht einsetzt? (vielleicht lag es daran, daß sein Cello laut Programmheft "sehr selten" war)
Ein Lichtblick war Lawrence Dutton, der mit enthusiastischer und leicht exzentrischer Mimik und Gestik die Bratsche traktierte; die Plätze im vorderen Parkett lohnten sich schon wegen des exzellenten Blicks auf seine Duct-tape-verzierte Notenmappe.
War es der Abend wert?
Pro: Wir waren bei IKEA. Mr. Dutton. Der Mozart-Variationensatz.
Contra: Das Programm. Müde Herren. Schneesturm auf der Rückfahrt. Etro-Sakkos sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Wir wünschen Mr. Finckel gute Besserung. Und zwar schnell.

Samstag, 7. März 2009

Doch wieder Galerie! Nikolai Tokarev und das ZKO in der Tonhalle

Gibt es das noch? Ein Konzert, das so gar keinen Grund für Negativ-Kritik bietet? Sind wir mittlerweile so arrogant geworden, dass uns diese Tatsache überrascht?

Am Donnerstag machten wir uns mit vierzehnjähriger Begleitung - ein Novum - einmal mehr auf in die Tonhalle Zürich. Es spielte das Kammerorchester unter Muhai Tang in einem seltsamerweise alles andere als ausverkauften Saal. Geht die gute Zürcher Goldküsten-Society nur ins Konzert, wenn das Tonhallen-Orchester oder jenes der Oper spielt?
Wie auch immer, wir nutzten die Gunst der Stunde. Das erste Stück - eine von Gustav Mahler für Orchester umgeschriebene Version von Beethovens Streichquartett in f-Moll op. 95 - bot mir lediglich Aussicht auf den mit Begeisterung spielenden ersten Cellisten und offenbarte doch schon das, was diesen Abend so besonders machen sollte - die unglaubliche Spielfreude dieses kleinen Orchesters, das die Vorteile einer Kammermusik-Formation mit denen eines ausgewachsenen Orchesters verbindet. In der Umbauphase vor dem zweiten Stück schmuggelten wir uns auf der Galerie links ein paar Reihen nach vorn - eine weise Entscheidung, wie sich bald zeigte. Auftritt der Solisten - der als russisches Supertalent hochgejubelte Pianist Nikolai Tokarev, der aber wesentlich sympathischer und vor allem auch glaubwürdiger wirkt als diverse (asiatische) Kollegen, und der Deutsch-Schweizer Trompeter Giuliano Sommerhalder, der die unglückliche Rolle einer "zweiten Geige" inne hatte. Gemeinsam spielten sie Shostakovichs Klavierkonzert Nr. 1 und das mit so viel Virtuosität und Spaß, dass wir absolut hingerissen waren - ganz anders als bei Konzerten etablierterer und vor allem älterer Pianisten, deren Routine häufig die Spielfreude zu beeinträchtigen scheint.
Tokarev ließ das Publikum nach einer - noch zu identifizierenden - Zugabe beinahe atemlos zurück, wir hätten ihm noch stundenlang lauschen können, wobei sich unsere jugendliche Begleitung in der Pause mit einem Autogramm auf ihrer CD tröstete - auch abseits der Bühne machten die Solisten einen äußerst allürenfreien Eindruck. Den Abschluss eines rundum gelungenen Abends bildete ein weiteres umgeschriebenes Beethoven-Quartett - jenes in cis-Moll, das uns mit diversen Ohrwürmern heimkehren ließ - und mit dem festen Willen, bald wieder ein Konzert des Kammerorchesters zu besuchen, dessen Dirigent uns mit seinem Charme und seinem Enthusiasmus völlig für sich einnahm.
Einziges Manko: die Tonhalle scheint noch immer ein größeres Problem mit ihrer Klimaanlage zu haben, die während der leisen Stellen des zweiten Beethoven unschön dröhnte.
Kann da mal jemand was dagegen tun, bitte?