Sonntag, 24. August 2008

Zaide oder: das Auge hört mit

Augen scheinen in diesem Opernsommer am Bodensee höchstes Ansehen zu genießen. Nachdem das Auge schon bei Tosca wortwörtlich der Dreh- und Angelpunkt war, hat nun ein Paar nicht wirklich orientalischer Augen die Aufmerksamkeit auf die Zaide der Rathausoper gelenkt.
Zaide ist ein Vorläufer der Entführung aus dem Serail, ein Fragment, was viel Raum für Interpretation lässt - und für von Schauspielern gesprochene Texte, die man in einer herkömmlichen Mozart-Oper vermutlich nicht zu hören bekäme.
Die musikalische Beurteilung überlasse ich dem Blogeintrag einer Beteiligten, das erspart Peinlichkeiten, zu loben ist allerdings die wunderschöne Atmosphäre im Rathaushof - gesetzt den Fall, das Wetter ist gut genug, so dass man nicht ins Theater ausweichen muss - und die Inszenierung, die diesmal von bunten Flatterkostümchen und allem ansatzweise hysterischen (siehe die Aufführung vor zwei Jahren) abgesehen hat.
Der besondere Charme lag vielleicht auch am Besuch der Dernière mit einigen Späßen, die vermuten ließen, man habe die Handlung der Zaide nach Indien verlegt und besonderer Schwierigkeiten, mit denen Teile des Orchesters zu kämpfen hatten, über die des Schreibers Höflichkeit aber schweigt, schließlich waren sie nicht musikalischer, sondern zerstreuter Natur.
Die teilweise etwas "schlüpfrigen" Texte (Originalton zweier - zur Hälfte beteiligter - Cellisten) kamen beim jüngeren Publikum sehr gut an, die älteren Gäste waren etwas weniger überzeugt, was durchaus im Rahmen des Erträglichen ist, in Konstanz muss die jüngere Generation genug ertragen, was wiederum ein anderes Thema ist.
Bevor mich die Inspiration ganz verlässt, überlasse ich den Platz einer weitaus professionelleren Kritikerin und spare mir die schweren Geschütze für Berichte über zwei Konzerte in Berlin in der ersten Septemberwoche auf.
Ach ja: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin...

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