Nachdem wir keine Karten für Sir Simon und seine Band mit Bruckner und Messiaen mehr ergattern konnten, nahmen wir heute mit den Schweizern aus der selben Gang vorlieb.
Sehr gespannt blickten wir auf das Programm, das auch eine Komposition des Cellisten David Riniker enthielt, der selbst Mitglied der Berliner Philharmoniker und selbstverständlich Schweizer ist.Auftakt war das g-Moll Quintett von Mozart. Für den Komponisten wohl ein eher düsteres Stück und wahrscheinlich in der Tat das düsterste dieses Nachmittags, abgesehen von der Fasnachts-"Musik", die derzeit vor unserem Fenster ihr Kreise zieht - welch Absturz nach einer so wundervollen Bereicherung!
Leider konnten die Fünf bei diesem Mozart das Fehlen eines Dirigenten nicht verbergen. Das Stück wirkte durchweg und vor allem in den schnellen Sätzen klapprig und man hatte den Eindruck, als hätten sie das noch nicht sehr häufig zusammen geprobt. Besonders die erste Geige Bettina Sartorius schien mit ihrer Stimme zu kämpfen und eher gegen das Stück und die anderen zu spielen. "Simon, we need you!" Überhaupt wirkten die überwiegend jüngeren Musiker durch das ganze Programm extrem schüchtern und unerfahren als Solisten, was für das berühmteste Orchester der Welt kurios erscheint. Immerhin haben sie sogar einen Noten-vom-Pult-Abhol-Service. Das gibt es nicht einmal bei den Emersons!
Weiter ging es mit dem Werk des Cellisten. Als eine Art Reminiszenz an Mendelssohn, Brahms, Bruckner und Konsorten - jedenfalls passend zum Programm - schrieb er das Stück für eine Besetzung, so dass alle Schweizer der Berliner zum Zuge kamen - dadurch leider etwas schwach im Bass. Diesmal mit Christophe Horák an der ersten Geige, wobei sich diese bei Rinikers Werk kaum von den anderen abheben sollte. Es bestand zum großen Teil aus gesprächsartigen Zuwürfen von Subgruppen des Septetts. Insgesamt ein eher amüsantes Stück, aber so war es wohl auch vorgesehen. Ein Cellosolo hat sich der Komponist freilich auch noch eingebaut und man sah allen Spielern des Spaß an, der sich auch auf das schmunzelnde Publikum übertrug. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: das war keine Unterhaltungsmusik, nur auf witzige Art und Weise gesetzt. Kompliment!
Bleibt die Frage: wo bekommen wir die Noten her?
Es folgte ein für mich unbekanntes Werk von Ernö Dohnányi, ein impressionistisches Trio. Naiv gesagt klang es wie eine Mischung aus Brahms und Shostakovich und bot so eine ideale Überleitung von der Romantik zu unserem geliebten Russen. Die Geige diesmal Aline Champion, welche brilliant spielte, jedoch ebenso schüchtern wirkte. Liegt es daran, dass die Leute nicht von den ersten Pulten kommen? Ein wunderbar fetziges Scherzo, der in mit einem falschen Fortissimo-Ton Champions endete, was bei ihr zu einem verlegenen Lächeln und beim Publikum zu verfrühtem Applaus führte. Oder gehörte das etwa so?
Beim Oktett von Shostakovich half der Cellist Thomas Grossenbacher von der Tonhalle Zürich aus, an der ersten Violine wieder Horák. Zu diesem Stück kann ich nur eines sagen: genial und typisch Shostakovich! Besonders in Erinnerung blieb mir die Stelle im Finalsatz, in der die Geigen in der Tonhöhe versetzt das Thema spielen, was zu einem interessanten Effekt führte. Das Stück wurde präzise vorgetragen und vermittelte dem Hörer eingehend das Finstere und Depressive im ersten und das Aufbrausende im zweiten Teil des Oktetts.
Als Zugabe gab es
Das macht die Berliner Luft Luft Luft...
angekündigt durch den Cellisten auf Schweizerdeutsch und das Publikum klatschte mit. Irgendwie scheint das langsam zu jedem Konzert dazu zu gehören. Auf dem Weg zum Parkhaus wurde auch schnell klar, welche Melodie noch eine Weile im Kopf bleiben wird. Ein Ohrwurm aus Berlin.
Das macht die Berliner Luft Luft Luft...
angekündigt durch den Cellisten auf Schweizerdeutsch und das Publikum klatschte mit. Irgendwie scheint das langsam zu jedem Konzert dazu zu gehören. Auf dem Weg zum Parkhaus wurde auch schnell klar, welche Melodie noch eine Weile im Kopf bleiben wird. Ein Ohrwurm aus Berlin.
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