Sonntag, 27. Juli 2008

Tosca in Bregenz

Die Seebühne in Bregenz ist immer einen Ausflug wert, zumindest dann, wenn man Spektakel zu schätzen weiß. Das Roktett hat sich aufgemacht, zumindest in Teilen, um Floria Tosca und ihren Herren beim Leiden zuzuschauen, in netter Atmosphäre mit passend verdunkeltem Himmel und einer Kulisse, die sogar James Bond (bzw. die Macher des neuen Films) zu schätzen weiß. 
Das Auge ist mittlerweile zu einer gewissen Berühmtheit gelangt und kann tatsächlich einiges, nämlich in allen Farben funkeln, sich in einen Theatervorhang verwandeln, blutunterlaufen Gänsehaut hervorrufen (zu den Folterszenen wähnte man sich in einem Splatterfilm) und tatsächlich gibt es auch zwei davon - eines davon lässt sich in eine Plattform verwandeln, auf der die Figuren dekorativ leiden, gerne in luftige Höhen, am Ende stürzt der erschossene Cavaradossi in die Fluten des Bodensees, oder zumindest ein Stuntman. 

Meine Oma nannte die Sänger gedankenlos Schauspieler, und tatsächlich lag sie damit nicht so falsch. Die Musik mag gut gewesen sein, nur hört keiner wirklich zu, es geht um die Effekte, um das Kreuz, das zum "Te Deum" aus dem Wasser aufsteigt, um die technischen Tricks, die die Bühne nach hinten klappen lassen, und um das Auge, immer wieder.
Alles in allem: ein spektakulärer Abend, wenn auch nicht unbedingt aus musikalischen Gründen. 


Dienstag, 15. Juli 2008

Sitten und Unsitten: beliebte Hochzeitsklassiker

Ave, sponsa
"Wir möchten so gerne das Ave Maria hören - das ist unser Lied!"
So ungefähr 80% aller heiratswilligen Paare. Und nicht nur das: Ich habe das universell einzusetzende Schubert-Lied in ein und demselben Jahr auf einer Hochzeit, einer Taufe und einer Beerdigung jeweils auf besonderen Wunsch zum Besten gegeben.

Das Ave Maria ("das klassische halt") gibt es ja auch gar nicht. "Ave Maria" ist ein vielfach vertonter katholischer Mariengruß, den ich persönlich etwas bußfreudig finde ("ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae..?").
Schuberts Lied ("Ellens dritter Gesang") ist kein geistliches Werk, sondern ein Klavierlied zu einem Walter-Scott-Gedicht, in dem verdächtig viel von Jungfrauen die Rede ist. Es gibt Fassungen, denen der lateinische Text untergelegt ist, diese scheitern an der Tatsache, daß der sogar noch auf die Melodie von Hänschen Klein besser paßt als auf Schubert (plena endbetont? - und das ist erst der Anfang):

Dann doch lieber auf deutsch. Dicht gefolgt (und oft verwechselt) auf der ewigen Bestenliste folgt das Bach/Gounod-"Ave-Maria": Bachs strenges Klavierpräludium bekam von Gounod zuerst eine Vokalise verpaßt und diese wurde dann mit dem lateinischen Text versehen. Die Textverteilung ist zwar ein bißchen willkürlich, aber wenigstens passen die Betonungen einigermaßen. Im Übrigen gibt es ja auch noch unzählige andere originale Ave-Maria-Vertonungen, z. B. einige hübsche von Saint-Saëns. Oder für die Kreativen unter uns:

Maaßgeschneiderte nuptial packages
...zusammengestellt aus Amazon-Hochzeits-CDs - z. B. diese (haben die bei Naxos eigentlich gar keinen Anstand?), diese oder diese (die Deutsche Grammophon ist auch nicht besser).

1) die Goth-Version. Bräute bitte in Schwarz mit Krähenschwarm.
Zum Einzug: Bach, d-moll-Toccata. Zu der gehört übrigens eigentlich noch eine heftige Fuge (zahlt dem Organisten einen Aufschlag), ohne die hängt das Stück etwas schief in der Gegend.
Vor der Predigt: Orff, "O fortuna!" (das meinen die aber nicht ernst??).
Zum Auszug: Promenade aus Bilder einer Ausstellung (Mussorgsky).
Meine Ergänzungsvorschläge: Auftritt des Großinquisitors, Eine Nacht auf dem Kahlen Berg (auch Mussorgsky, vielleicht doch eher für den Morgen danach). Und "Trockene Blumen" statt "Ave Maria". Ist schließlich auch von Schubert.

2) Die Opernversion: Ridi, Pagliaccio!
Auch von der sündigen Opernbühne sind einige Stücke in die Kirche diffundiert; leider in den seltensten Fällen aus Opern, die mit einer stabilen und moralisch einwandfreien Beziehung enden (Zauberflöte? Figaros Hochzeit? hmmm... die Walküre...?).
Zum Einzug: Brautchor aus Lohengrin (Wagner). In der Oper gefolgt von einer desaströsen Hochzeitsnacht, der Bräutigam segelt unbefriedigt von dannen, nachdem die Braut ihn irgendwann enerviert gefragt hat, welchen Geschlechts er eigentlich sei. Verheißungsvoll.
Vor der Predigt: Entr'acte aus Carmen (Bizet). Eine leichtlebige Dame klaut einer anderen den Mann und wird von selbigem erdolcht. Oder die Méditation aus Thaïs (Massenet), wo eine weitere Halbweltdame ihr sündiges Leben überdenkt. Obendrein gut geeignet für Bräute, die es sich anders überlegen.
Zum Rausschunkeln: Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen: nö, da verliere sogar ich vor lauter gescheiterten Damen den Überblick.
Meine Ergänzung: noch ein Ave Maria. Diesmal aus "Otello" von Verdi - "Have you pray'd tonight, Desdemona?" Shakespeare und Kontrabaßsolo kann man eigentlich kaum noch überbieten - und die Dame wird anmutig im Ehebett mit den Kissen erstickt. Gute Nacht!

3) Denn alles Fleisch, es ist wie Gras...
Nach dem Motto "...die Gemeinde wird schon kein Latein können" findet man manchmal Morbiditäten im Programm, die mir den Unterkiefer bis auf Kniehöhe purzeln lassen (soll ja gut zum Singen sein).
Zum Einzug: Ave verum (so'n netter kleiner Mozart). Wenn aus der durchbohrten Seite Wasser und Blut fließen, rührt das sogar die Schwiegermutter.
Zur Predigt: Pie Jesu aus Faurés Requiem - ewige Ruhe möchte man ja mancher Verbindung wünschen!
Daß auch deutscher Text total egal sein kann, zeigt folgendes Youtube-Beispiel ("Jerusalem" aus Mendelssohns Paulus):
Jerusalem, die du tötest die Propheten, die du steinigest, die zu dir gesandt. - $&%§!??? Gott sei Dank hallt es in der Kirche und man versteht nicht viel.
Zum Auszug fällt mir gerade nichts Vernünftiges ein: vielleicht Liszts Totentanz - so als hübsches Lied ohne Worte?

Genug gelästert. Ich poste demnächst mal einige vernünftige Vorschläge.

Sonntag, 13. Juli 2008

Von der Strandbar in die Mensa oder vom Regen in die Traufe

Kommt zur Kulturnacht - oder auch nicht... 
Das Roktett versuchte zu glänzen, was von der schlechten Akustik in der FH-Mensa verhindert wurde. Ab der dritten Reihe war nur noch jeder zweite Ton zu hören, dafür das Gemurmel derjenigen ganz hinten, bei denen überhaupt nichts ankam. Außer dem Clown, der seinen Auftritt damit verbracht hat, Fäkal-Babysprache vor sich hinzubrüllen und seine Gitarre durch die Gegend zu werfen. Waren wir zu alt oder zu doof dafür, den tieferen Sinn dahinter zu erkennen?

Nach der Pause hat das TmbH und der amüsante Kirschenchor die Stimmung gerettet, aber es bleibt die Frage: sind wir mittlerweile einfach zu verwöhnt, was Kultur betrifft?

Freitag, 11. Juli 2008

Kulturnacht heute Abend

Liebe Leute,
kommt zur Kulturnacht! 
Um sieben geht's los, das Bier ist zwar nicht frei, wohl aber der Eintritt und außer einem hoffentlich gefeierten Auftritt der Roktett-Mitglieder gibt's Jazz zu hören und zu sehen, den Chérisy-Kirschenchor (was auch immer man sich darunter vorstellen muss), Poetry, Improtheater, Clowns... 

Ein ausführlicher Bericht für diejenigen, die diesem Aufruf kein Gehör schenken, folgt die nächsten Tage. 
Apropos Bericht - Johannes, wo bleibt deine Carmen-Kritik? Und wenn wir schon dabei sind, magst du das Orchesterkonzert von Montag auch noch in den Himmel hinauf loben (oder auch nicht)?


Donnerstag, 10. Juli 2008

T-Shirt

Liebes Roktett,
wir haben Pläne für das T-Shirt-Design. Der naheliegendste Online-Anbieter wäre wohl Spreadshirt, im Modus Flexdruck mit Vektorgraphiken. Zur Debatte stünde folgende Vorderseite:

Dabei sollten Schlüssel, Takt und Tonart individuell wählbar sein - soweit in Lilypond machbar.
Für eine eventuelle Rückseite gäbe es mehrere Vorschläge:

ad 1) Jacobs Geige, falls er nichts dagegen hat:

Sollte man eventuell noch ein bißchen an die corporate identity anpassen (z.B. Farben).

ad 2) Seiten- oder Frontansichten des jeweiligen Instruments. Ich hab zur Probe mal ein Cello getraced, und eine Schnellversion für das Groupiemodell (kriegt man sicher noch schöner hin)



Dann kommentiert mal schön...

Mittwoch, 9. Juli 2008

Bitte, welcher der Herren ist Mr. Emerson...?

Ich kenne jemanden, der hat tatsächlich 10 Jahre auf seine Bayreuth-Karten gewartet.
Immerhin gibt es doch noch andere Festspiele - die Schubertiade in Schwarzenberg/Hohenems, zum Beispiel. Von Konstanz aus leicht erreichbar, mehr als 2 Monate muß man Karten im Regelfall nicht vorbestellen, die Besetzungen sind erstklassig und man betreibt keine musikalische Monokultur.

Exemplarisch: der Brahms-Haydn-Mendelssohnabend des Emerson String Quartet in Hohenems am 1.7. Zu meiner Schande muß ich zugeben, daß ich im ersten Teil in Papa Haydns und meines Jetlags Armen sanft vor mich hin schlummerte (op. 74/2 ist ehrlich gesagt auch nicht sehr aufregend). Doppelter Espresso in der Pause.

BRAAAAAHMS! Für ein Konzert mit 51/1 und 2 hätten wir notfalls auch die Alpen auf Elephanten überquert. Der saftige Klang und die unheimliche Präzision der Emersons passen vorzüglich zu den beiden klangselig-komplexen Quartetten.
Zugaben: Webern, einer der 5 Sätze für Streichquartett (die spielt aber echt jedes Quartett als Zugabe) und Bach, Choral aus der Kunft der Fuge (schmalzig, aber schön, hallo, Julia...)

Nach dem Konzert stürzten wir in bester Groupiemanier hinter die Bühne, um Autogramme zu kriegen. Die Herren waren etwas überrascht ("Young people! Great!"), schwatzten aber tatsächlich noch ein Weilchen sehr freundlich mit uns. Sie empfahlen uns vor, Donizetti(?) zu spielen, worauf Olli im Gegenzug vorschlug, sie sollten doch mal Bruch spielen (hatten sie tatsächlich noch nicht).
Eingerahmt wurde diese stilvolle Veranstaltung übrigens von 2 McDoof-Besuchen (sonst hat ja nichts offen).
Nils hat Photos gemacht, siehe Roktettgalerie.

Darf ich meinen Drucker jetzt Eugene taufen?

Dienstag, 8. Juli 2008

Hallo, zusammen!

Das Roktett fluktuiert und expandiert. Mitglieder werden in Dresden, Berlin, Kairo oder Shanghai gesichtet. Höchste Zeit für ein zentrales Blog.

Was soll hier stehen? Konzertkalender, gemeinsame Unternehmungen, Alumni-Grüße, das schwere Los eines perfekten Groupies - schreibt, was ihr wollt!