
Trotz allen Faszinierens ist Kammermusik ohne Baß immer eine harmonisch kopflastige Angelegenheit, es gibt nicht ohne Grund nur wenig und selten aufgeführte Literatur, und die ist auch eher für den Hausgebrauch.

Mr. Drucker kann eindrücklich über die Bachsche Chaconne schreiben und hat die Partiten ja anscheinend auch eingespielt - seine Interpretation am Freitag wirkte nicht sehr souverän, lückenbüßerisch, "ein bißchen zu groß". Überhaupt schien "Mein Name ist Eugen" Drucker ziemlich außer Form - das ging von etlichen intonatorischen Unsicherheiten bis zum konsequent verpatzten Trillerlauf bei Mozart, wo er immerhin drei Versuche gehabt hätte. Müde sah er aus, massierte sich zwischendurch immer wieder die Finger der linken Hand. Sein Co-Primgeiger Setzer im egalitären Emerson Quartett war dagegen ziemlich unterbeschäftigt. Sollte Drucker auch noch ausfallen, müssen Setzer und Dutton dann Duett-Abende mit Haydn und Mozart geben?

Ein Lichtblick war Lawrence Dutton, der mit enthusiastischer und leicht exzentrischer Mimik und Gestik die Bratsche traktierte; die Plätze im vorderen Parkett lohnten sich schon wegen des exzellenten Blicks auf seine Duct-tape-verzierte Notenmappe.

Pro: Wir waren bei IKEA. Mr. Dutton. Der Mozart-Variationensatz.
Contra: Das Programm. Müde Herren. Schneesturm auf der Rückfahrt. Etro-Sakkos sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.
Wir wünschen Mr. Finckel gute Besserung. Und zwar schnell.
2 Kommentare:
Eviva Lorenzo Duttone!
Evviva! Evviva!
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