Dienstag, 22. Dezember 2009

Streckenweise geruhsam

Ach, Ihr lieben Würzburger! Müßt Ihr Euch zum Husten, Schwatzen und Türenknallen ausgerechnet den Variationensatz des Kaiserquartetts aussuchen!
Insbesondere, da er vom Leipziger Streichquartett ausgesprochen schön musiziert wurde: schlank und gläsern, dadurch gelegentlich fast dissonant, ohne falsch zu sein - bewegt, aber nicht hastig.
Alles in allem war die an diesem Ort vielfach beschworene Rasanz wohldosiert eingesetzt: meist nur ein einzelner virtuoser Satz, typischerweise das Finale, ansonsten waren die Tempi geerdet, und fühlten sich schlicht richtig an, dem Charakter des Einzelsatzes angemessen.
Neben dem Haydn standen noch Mendelssohn op. 13 und Schumann op. 41/3 auf dem Programm, was auf den ersten Blick gefällig und nicht sehr ausgesucht wirkte. Es spricht für die Leipziger, wie sie die Bezüge zwischen den Stücken in Szene setzten: im Haydn schlugen sie mit fast Beethovenscher Dynamik einen Bogen in Richtung Romantik, die Finalreminiszenz aus dem Kopfsatz im Mendelssohn klang nach Schumanns Kunstgriffen, während die punktierten Geigenfiguren und bordunähnlichen Bässe in Schumanns Finale zu Haydn zurückführten.

Überhaupt der Schumann: Schumanns Quartette machen es dem Hörer nicht leicht, man verliert gerne den Überblick über die Satzstruktur und wünscht sich generell einen roten Faden in all dem romantischen Überschwang. Nicht, daß Schumanns ausladendes Werk, das die ganze 2. Hälfte füllte, bei den Leipzigern methodisch geklungen hätte; der Zuhörer ließ nur das Programmheft sinken, staunte und genoß: die symphonische Klangfülle, die im Haydn gottseidank und im Mendelssohn leider noch ein bißchen fehlte, die himmlischen Längen im langsamen Satz.

"Eigentlich hatten wir an dieser Stelle einen weihnachtlichen Choral vorbereitet, aber ich habe die Noten vergessen. Also spielen wir etwas, was Sie vielleicht schon von uns kennen..."

Immerhin verstand das Publikum, daß dieser schlicht-bewegenden Zugabe nun wirklich nichts hinzuzufügen war, man applaudierte dezent und ging.

PS: Ich höre die Herren im Februar in der Carnegie Hall.

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