Montag, 25. August 2008

Zwei Augen sind sowieso besser als eins!


...und damit hätten wir Bregenz auch schon hoffnungslos überflügelt. Zugegebenermaßen ist ihres größer.

Auch wenn mir Holly Cat netterweise eine professionelle Kritik zutraut - über die Leute, mit denen ich 3 Wochen zusammengespielt habe, mag ich jetzt doch nicht lästern. Also gibt es jetzt eher ein bißchen Backstageklatsch aus Sicht des letzten Geigenpultes.

Üblicherweise verstört Peter Bauer die Konstanzer mit unbekannten Komponisten auf dem Plakat ("Nein, nein nein, Don Giovanni ist schon von Mozart - Gazzaniga ist der Librettist!"), überrascht dann aber mit kurzweiligen bis eindrücklichen Bühnenwerken. Hinlänglich bekannt ist auch seine Abneigung, Honoratioren einen "netten, kleinen Mozart" in den Rachen zu werfen (vgl. Henze zum Uni-Jubiläum).
In diesem Jahr gab es den netten kleinen Mozart - und er erwies sich als ziemlich spröde. Mit Zaïde sollte eine deutsche Oper etabliert werden, blieb aber Fragment - anscheinend war den Wienern der Stoff zu ernst. Vom Libretto ist zum Glück nicht viel übrig (die Arientexte sind schlimm genug), eine Ouverture gibt es genau so wenig wie einen Schluß. Das Material besteht aus durchaus schönen Arien und Ensembles, die aber die Handlung kaum vorantreiben.
Insofern hat die Regie mit den Stück im Wesentlichen Narrenfreiheit. In Konstanz gab es eine poetisch-vage Fassung mit Lyrikintermezzi statt Dialogen (was soll am Hohen Lied eigentlich so anstößig schlüpfrig sein?), die nicht nur beim Publikum bisweilen auf Unverständnis stieß ("Also ich bin am Ende anscheinend der Regisseur, der allen kündigt...?"). Mir schien es mehr Opernessay als Musikdrama - mit feinsinniger Textauswahl und einigen organisatorische Hürden in der Regie. Ich denke an eine Probe, in der der Bariton den Einsatz nach einer Fermate zunächst nur sehr wacklig zustande brachte, was vermutlich daran lag, daß er gleichzeitig unter großem Schaumeinsatz rasiert wurde. PB in aller Ruhe: "Kann man den Bart nochmal ankleben und das wiederholen?" Die Maske trug es mit Fassung.

A propos, "Stockholm, Stockholm, ich fahr nach Stockholm" - statt Mozart gibt es jetzt, kaum geprobt, Poulenc und Martin. Es verspricht, interessant zu werden.

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