Schon in der Zufahrt zum Parkhaus stauten sich die dicken Limousinen - Friedrichshafen (über 50) strömte im Sonntagsstaat ins Zeppelinhaus. Etwas erstaunlich für ein Kammerkonzert, auch wenn die Solistin jung, zierlich und blond und nebenbei auch eine exzellente Cellistin ist.
Oh. Doch die "Wiener Johann Strauss Gala".
Zwei Stunden Walzer am Stück würden einige von uns in die Nervenklinik befördern. Der weniger widerstandsfähige Teil des Publikums ging also in den Ludwig-Dürr-Saal, wo Gabetta mit dem finnischen Pianisten Henri Sigfridsson Werke von Beethoven, Schostakowitsch, Franck und Ginastera spielte.
Später Beethoven (op. 105/2) ist wohl weder für Publikum noch für Solisten etwas zum Warmspielen. Gabetta schien sich nicht sonderlich wohlzufühlen, sie spielte akzentarm, abgehoben und karg; von Cello weggeneigt, als sei es ein Fremdkörper, das Gesicht zu einer Leidensgrimasse verzogen, weder mit dem Pianisten noch dem Publikum im Dialog.
Vielleicht verzweifelte sie am Raumklang. Der Saal, holzgetäfelter Seeschwabenchic, war eine akustische Sahara, das Cello wurde vom Flügel plattgewalzt (hätte man den nicht etwas zuklappen können?), der obendrein in den tiefen Bässen ziemlich verstimmt zu sein schien. Senza-vibrato-Bögen klingen in so einem Ambiente einfach kläglich.
Der Schostakowitsch (op. 40) geriet besser, besonders in den schnellen Sätzen. Gabetta hat offensichtlich eine Vorliebe für Schostakowitsch, wenn man sich ihre CD- und Konzertprogramme ansieht - oder ihr einfach beim Spielen zusieht. Bei flotteren Tempi führt sie mit dem Cello wahre Tänzchen auf, aber leider schien sie auch diesmal bei zarteren Passagen Mühe zu haben.
Nach der Pause war die Solistin wie ausgewechselt - konzentriert statt gequält, mehr zum Klavier gewandt. Cesar Francks umgearbeitete Violinsonate mag kein so starkes Stück wie der Schostakowitsch sein, war aber durchweg gut geraten, voll spätromantischem Schmelz.
Ebenfalls häufig im Programm ist Ginasteras Pampeana Nr. 2: sie spielt das Stück mit Verve, Liebe und technischer Brillianz, aber trotz allen modern-folkloristisch technischen Feuerwerks scheint das Stück selbst kaum mehr als eine musikalische Leibesübung.
Als Zugabe spielte man Castelnuovo-Tedescos Version des Largo al factotum. Ein Stück, das gerne Gefahr läuft, zu einer reinen Virtuosennummer zu werden, war bei Gabetta umwerfend komisch - in einem Affenzahn, der jeden Sänger erbleichen ließe. Baritonale Erdung gab der Pianist mit einem geschmetterten "Figaro", das sogar die Cellistin aus der Fassung brachte.
Applaus und Blumen. Aus dem großen Saal wehten sanfte Walzerklänge - wir ergriffen die Flucht.
PS: Sie trägt immer noch das silberne Negligé. Wann kommen eigentlich die Skride-Schwestern mal wieder vorbei?
Donnerstag, 29. Januar 2009
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