Freitag, 3. April 2009

Hagen in Zürich - Von der Unkultur der Zürcher Abonnenten


Es hat dieses Mal nicht geschneit und es waren alle vier Mitglieder des Streichquartettes vorhanden. Wir waren zu fünft und angesichts der Enge des Wagens sehr froh an zwei unterschiedlichen Klimazonen mit eigenständiger Luftfeuchtigkeits- und Temperaturregelung.
Die Hagens starteten mit Beethoven op. 18 Nr. 5, insgesamt noch recht klassisch, ein schöner Variationensatz. Im Anschluss daran Haydn mit dem Sonnenaufgangsquartett, beeindruckend der zweite Satz mit fast romatischem Hauch. Nach der Pause gab es noch Beethoven Rasumovsky Nr. 2, das Anfangs noch eher gemächlich zu einem furiosen finalen Rondosatz durchgesteigert ist. Die Hagens und ihr zweiter Geiger spielten gewohnt luftig und mit viel Frische, bisweilen mit eigenwilligen Tempi, die auch innerhalb der einzelnen Sätze je nach Primarstimme erheblich variabel erschienen. Sehr überzeugend.

Auffallend war neben der offensichtlichen Spielfreude des Primarius eine sehr lästig kieksende E-Saite - oder hatte sich der Wasserschaden am Tonhallengebäude in seine Geige vorgefressen? Abgesehen von den technischen Überschlägen Clemens Hagens - was ihm angesichts der sehr filigranen, die erste Geige folternden Stücke verziehen sei - und dem ein oder anderen nicht ganz wohlgestimmten Ton zeigte sich das Quartett in ausgezeichneter Verfassung, der Abend war kurzweilig und lies sich auch unter der Balkonade durchaus genießen. Nach drei Vorhängen gab es als Zugabe ein kleine Hommage an Papa Haydn - Kaiserquartett Erster Satz, der beste Höreindruck an diesem Abend.

Sehr zwiegespalten die Meinung über das Publikum, neben einigen Streetkids in der Reihe hinter uns (waren da wirklich Schnarchgeräusche oder war es die malade Luftungsanlage?), die entsetzlich nach Rauch stanken, erregten vor allem die ungeduldigen Zürcher Anzugträger Unmut, die bereits nach dem zweiten Vorhang den Sturm auf die Gaderobe eröffnen wollten und dann über die Zugabe sichtlich erschreckt auf Notplätzen Zuflucht suchen mussten. Ein Abonnement besagt, dass man für Kultur bezahlt, nicht dass man sie versteht - was wichtiger ist, steht im Ermessen des Einzelnen, ebenso die Entscheidung, wann er seinen Platz verlassen möchte.

In der Wartschleife für die Bemantelung fand sich in derselben Verlorengeglaubtes Zahlunsgmaterial wieder, so dass nach einer kurzen Irrfahrt durch die Zürcher Bahnhofsgegend durchaus die pekuniären Voraussetzungen für den Besuch des von einem allseits bekannten Excellisten des Uniorchesters Konstanz als "cosy" angekündigten Szeneclubs an der Bahnhofstrasse gegeben gewesen wären - hätte dieser nicht in Ehrfucht vor der Situation als solcher seine Pforten vor unserem Eintreffen geschlossen.
Die Heimfahrt brachte neue Erkenntnisse über den Amerikanischen Präsidenten und seine (Ver)Führungskraft und einen kurzen Abendessensbesuch in einem Schnellrestaurant mit exzellentem Leumund in der Bahnhofsgegend in Konstanz.

2 Kommentare:

avocadohead hat gesagt…

Und die Tonhalle hat keine 2 Klimazonen!
Ich bin dafür, ab sofort sämtliche Konzerte in Sadiks Auto stattfinden zu lassen!

avocadohead hat gesagt…

P.S:
Ich wußte nicht, daß Siegfried in Zürich Abonnent ist...