Dienstag, 7. April 2009

Für Kinder und andere höfliche Menschen - Haydn, Mendelssohn und Bruch in Zürich

Sonntagvormittag machten wir uns auf zur Kammermusik-Matinée in der Tonhalle, deren Publikum weiter unten Stoff für ausführliche Diskussionen geliefert hat.
Fakt: um Viertel nach elf scheinen tatsächlich höflichere Menschen ins Konzert zu gehen, was auch daran liegen könnte, dass die Musiker nicht ganz so berühmt waren wie das Hagen-Quartett (nein, wir sind nicht polemisch. Überhaupt nicht).
Mitglieder des Tonhalle-Orchesters spielten das zweisätzige Streichquartett von Joseph Haydn in d-Moll op. 103, solide, aber ohne größere Überraschungen, genaueres Feedback ist aufgrund des Allgemeinzustandes der in Zürich übernachtenden Roktett-Mitglieder (Müdigkeit, Krankheitserscheinungen) nicht mehr verfügbar - Martin, vielleicht solltest du mal bloggen?
Es folgten Mendelssohns vier Stücke für Streichquartett op. 81, der erste von vier eigentlich nicht zusammen gehörenden Sätzen für meinen Geschmack etwas zu geigenlastig, aber die Fuge weckte angenehme Erinnerungen an das Programm der Emersons in Hohenems.
Glanzstück des Vormittags war das lang erwartete und viel gerühmte Bruch-Oktett, das auch den letzten der müden Zuschauer erweckte und vor allem die kammermusikbegeisterten Kontrabassisten im Publikum glücklich machte, hatten sie doch auch endlich eine Identifikationsfigur. Das Programmheft erwähnt die Ungeheuerlichkeit, die Max Bruch sich geleistet hat, als er im Jahre 1920 als Zweiundachtzigjähriger nicht modern komponierte, sondern unbeirrt an der Romantik festhielt, und dem Fazit von Jens-Peter Schütte schließen wir uns mit Vehemenz an: "von solcher Frische, solcher Leidenschaft und solchem Feuer hätten sich selbst manche Vertreter der neuen Musik eine Scheibe abschneiden können."
Jawohl!

Erwähnung finden sollte zu guter Letzt die Existenz einer Kindermatinée, die den Eltern erlaubt, in Ruhe dem Konzert zu lauschen, während die Kinder wohl hinter der Bühne altersgerecht in die Stücke eingeführt werden und dazu malen dürfen. Dies führt dazu, dass vierjährige Mädchen in pinken Kleidchen nach dem Konzert in der Schlange vor der Toilette mit Frau Mama über Mendelssohn philosophieren - sehr charmant!

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